Teichwasser und die wichtigsten Parameter

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Alle Koihalter sollten bedenken, die Koi schwimmen im Teichwasser in ihrer eigenen Toilette. Daher ist die Überwachung der Wasserwerte und die Einhaltung der Grenzwerte von elementarer Wichtigkeit für das Wohlbefinden der Koi.

Wasseranalyse: warum, wie oft, wie.
Warum: giftige Substanzen, schlechte Wasserqualität bedingt Stress und Stress bedeutet anfällig für Krankheiten und Parasiten.
Wie oft: neue Teiche/Filtermaterial oder bei Problemen tägliche Messung. Eingefahrene Teiche größerer Abstand möglich. Teichbuch führen und die Ergebnisse eintragen. Bei akuten Problemen 1Liter Wasser als Rückstellprobe aufbewahren.
Wie: Probe an Labor schicken oder selber analysieren. Mindestens Tröpfchentest, besser Photometer (Checker Hanna Instruments) wo es dafür Methode gibt.

Generell gilt, man sollte folgende Parameter betrachten
1. sehr wichtig:
pH-Wert, Sauerstoffgehalt, Ammonium niedrig, Temperatur, Alkalinität (KH).
2. wichtig:
Nitrit niedrig, Chlorid, Phosphat niedrig, Gesamthärte (GH).
3. interessant:
Leitfähigkeit, Eisen, Mangan, TDS (Total Disolved Solids), Nitrat, Kupfer, Kohlendioxid.

Probenahme
Vermeiden: keine Probenahme an der Oberfläche, nahe Bachlauf, Pumpe etc. oder im Bereich Filter.
Probenahme für eigene Messungen: Plastikflasche gut gespült mit dem Probenwasser. Flasche mit Öffnung nach unten bis 30 cm Tiefe tauchen. Umdrehen und Flasche komplett füllen. Flasche an die Oberfläche bringen und sofort verschließen.
Probenahme für Fremdlabor: Kompetente Labore stellen eine Probenflasche zur Verfügung. Plastikflasche gut gespült mit dem Probenwasser. Flasche mit Öffnung nach unten bis 30 cm Tiefe tauchen. Umdrehen und Flasche komplett füllen. Flasche an die Oberfläche bringen und sofort verschließen. Flasche am folgenden Tag ausleeren und erneut nach Vorschrift füllen. Sofort versenden (Absprache mit Empfänger), idealerweise für bakteriologische Untersuchungen mit Kühlung und Kurierlieferung.

Parameter und Grenzwerte
pH-Wert: optimal 7,5-8, akzeptabel 7,0-8,5. PH-Wert ist logarithmisch, Veränderung um 1 Einheit bedeutet Faktor 10! Daher möglichst genau messen, idealerweise mit einem pH Messgerät mit 2-Punkt-Kalibrierung. Eine Einheit nach unten problematisch aber akzeptabel, nach oben um 1 Einheit nur in Notfällen. Messung am Morgen und spät am Abend. Differenz sollte im Tagesverlauf nicht mehr wie 0,3-0,5 betragen. Veränderung nach oben mit Natriumhydrogencarbonat. Veränderung nach unten mit Salzsäure, Aluminiumsulfat oder Natriumbisulfat.

Sauerstoffgehalt: Minimum 6 mg/l, besser 8 mg/l. Ausreichend Sauerstoff ist wichtig für die Effizienz des Biofilters. Aussagekräftiger ist die Angabe in Prozent Sauerstoffsättigung des Wassers. Dieser Wert sollte im Bereich 80-120% liegen.

Berechnung Sauerstoffsättigung:
http://gewässerwart.de/werkzeuge/wasserparameter-berechnen/

Ammonium: als Ammonium und Ammoniak im Wasser, Ammoniak der giftige Teil. Grenzwert Ammoniak auf Dauer ist <0,025 mg/l. Bei höheren Werten die Fütterung nicht ganz einstellen. Gemessen wird bei einfachen Tests der Gesamtgehalt an Ammoniumstickstoff. Messung von Ammonium ohne Temperatur und pH-Wert nicht sinnvoll. Höherer pH-Wert und höhere Temperatur bedingt höheren Anteil Ammoniak im Wasser. Bester Messzeitpunkt ist 4-6 Stunden nach der Fütterung.

Berechnung Ammoniak:
http://gewässerwart.de/werkzeuge/wasserparameter-berechnen/

Temperatur: Temperatur wichtig für die Futtermenge und Funktion des Biofilters. Optimaler Temperaturbereich 16—28°C. Unter 8-10°C Probleme möglich. Temperaturänderung nicht mehr als 2-3°C pro Tag, nach unten gefährlicher als nach oben.

Alkalinität KH: gemessen in Härtegrad °dH oder CaCO3 mg/l.
1°KH = 0,357 mmol/l HCO3 (Alkalinität)= 17,86 mg/l CaCO3.
Zeigt die Pufferkapazität Carbonate des Wassers an. Minimum 5°dH bzw. 80 mg CaCO3/l. Über 11°dH bzw. 200 mg CaCO3 vermeiden. Ausnahme ist das Einfahren von Filtermaterial . Hier erleichtert hohe KH die Besiedlung des Materials mit Bakterien. Alkalinität wird ständig verbraucht durch den Biofilter.
Um 1 g Gesamt-Ammonium-Stickstoff zu oxidieren benötigt es 4,2 g Sauerstoff und 7,1 g Alkalinität (KH als CaCO3). Dabei bildet sich 0,17 g bakterielle Biomasse. Das zeigt, Alkalinität ist noch wichtiger für die Nitrifikation als wie Sauerstoff!
Durch die Zugabe von Natriumhydrogencarbonat kann der Wert im Wasser erhöht werden. 50 g NHC/1000 Liter ändern KH um 1°dH bei Ausgangswert KH 5.

Nitrit: möglichst niedrig, allerdings ist Nitrit kurz- bis mittelfristig weit weniger problematisch für Koi als allgemein behauptet wird. Durch Salzzugabe wird Nitrit maskiert. 100-150 g Salz auf 1000 Liter Wasser. Messung von Nitrit ohne Chlorid nicht sinnvoll. Niedriger pH-Wert unter 6,5 bedingt höheren Anteil an sehr giftiger salpetriger Säure.

Chlorid: wichtig für die Beurteilung von Nitrit. Minimum 20-30 mg Chlorid/l. Pro 1 mg Nitrit benötigt man 15 mg Chlorid zur Maskierung von Nitrit.

Phosphat: Baustoff für Bakterien und Algenwuchs. 100 g Phosphat reichen für 100 kg Algenmasse. Algen kommen mit erstaunlich geringen Mengen Phosphat aus, daher sind Phosphatbinder meist wenig hilfreich. Phosphat ist ein wichtiger Baustein für den Stoffwechsel der Koi, daher sollte es im Futter als Monophosphat (0,6-0,8%) enthalten sein.

Gesamthärte GH: gemessen in Härtegrad °dH oder CaCO3 mg/l. Gehalt der mehrfach geladenen Ionen wie Ca und Mg. Sollte über dem Wert von KH liegen. Zu hartes Wasser ist Stress für die Fische und fördert die Bildung von Shimmi (schwarze Flecken). Weiches Wasser fördert Rotfärbung (Beni). Optimaler Bereich ist 7-14°dH bzw. 125-250 mg CaCO3/l. Durch Calciumsulfat bzw. Calciumchlorid kann der Wert im Wasser erhöht werden. Die Gesamthärte spielt bei einigen Behandlungen/toxischen Stoffen eine wichtige Rolle bezüglich Dosierung von Wirkstoffen oder Toxizität wie zum Beispiel Schwermetalle.
Achtung: KH und GH haben nur die Einheit gemeinsam, aber völlig andere Bedeutung. Die Härte wird in mmol/l bzw. mol/m³; angegeben. Die Einheit °dH (Grad deutscher Härte) ist veraltet, aber immer noch in der Praxis gebräuchlich.

Eisen: Grenzwert variiert stark von 0,1-0,5 mg/l. Eisen ist meist zusammen mit Mangan in Brunnenwasser enthalten. Hoher Härtegrad und hoher pH-Wert verstärken die Probleme von Eisen im Wasser. Werte über 0,3 mg/l reduzieren die Effizienz einer UVC drastisch.

Mangan: Grenzwert für Fische relativ hoch. Allerdings, Werte über 0,05 mg/l reduzieren die Effizienz einer UVC drastisch. Manganverbindungen bereitet den Koi in hartem Wasser Probleme an den Kiemen. Nach Behandlung mit Kaliumpermanganat den Teich unbedingt „ablöschen“, um den gebildeten Braunstein aufzulösen.

Nitrat: relativ ungefährlich, besonders für ältere Koi. Der Gehalt sollte unter 50 mg/l sein. Höhere Werte über 250 mg beeinträchtigen das Wachstum und schwächen das Immunsystem.

Kupfer: Grenzwert abhängig von pH, Temperatur, Alkalinität und Alter der Fische. Besonders wichtig sind die Alkalinität und der pH-Wert. Unter 50 mg CaCO3 ist Kupfer stark toxisch. Besonders gefährlich ist auch ein pH-Wert unter 6,5 und Temperaturen unter 10°C.

Leitfähigkeit und TDS: zeigen den Gehalt an gelösten Stoffen im Teichwasser an. Grundlevel TDS für Koi ist 400 mg/l, deutlich höhere Werte fordern eventuell zu Wasserwechsel auf.
Faustregel: ist der Gehalt an TDS im Teichwasser doppelt so hoch wie im Frischwasser sollte man einen Wasserwechsel in Betracht ziehen.

Wasserwechsel: unterstützt die Gesundheit der Koi. Verdünnt giftige Substanzen, Hormone und Ausscheidungen der Koi sowie hohe Konzentrationen an gelösten Salzen. Hilft relativ wenig, kann sogar negative Folgen haben, bei bakterieller Belastung des Wassers und bei Algenwuchs. Unbedingt auf die Werte des Frischwassers achten. Große Unterschiede bei den Parametern von Frischwasser und Eingangswasser können bei hohen Wasserwechseln zu Problemen führen. Vor allem die Temperaturdifferenz ist kritisch zu betrachten. Eine Erhöhung der Temperatur um 3-4°C und starke Belüftung kann bei tiefen Wassertemperaturen zur Gasblasenkrankheit führen.
Faustregel: Bei einem Wasserwechsel von 10% spielen unterschiedliche Parameter des Frischwassers und des Teichwassers, wie pH-Wert, Temperatur und Salzgehalt, keine entscheidende Rolle.

Kohlendioxid CO2: Probleme treten eher im Sommer auf. Kritische Werte hängen von der Alkalinität in Verbindung mit dem pH-Wert ab. Achtung, niedrige Werte unter 1-2 mg CO2/l können zu Kiemenschäden führen. Nicht zu stark belüften (Rieselfilter) um CO2 nicht auszutreiben.
Bei hohen CO2-Gehalten ist generell der Gasaustausch an den Kiemen gestört und für die Koi ist es nicht einfach den Säure-/Basenhaushalt zu regulieren, Stichwort Azidose. Ein Symptom von zu hohem CO2-Gehalt ist ein unkoordiniertes Schwimmverhalten.

Berechnung Kohlendioxid:
http://www.aq-technik.de/Aquarium-Rechner/co2_kh_ph.php

Faustregel: Bei Werten > 20 mg/l sollte das CO2 ausgetrieben werden.
 
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