KHV 2018

razor72

Moderator
Teammitglied
Kann man sich den wehren oder schützen?
(Also effektiv schützen, nicht das Risiko minimieren)

Wäre es nicht sicherer seine Koi von privat, wo es noch nie einen KHV-Ausbruch gab und der Bestand seit 5 Jahren stabil ist, zu kaufen als vom Händler der zwar testet und eine Qurantäne macht?
 

austriacarp

Mitglied
Da ist das Risiko vielleicht noch höher denn wenn die Koi in einen Privatteich nie Stress ausgesetzt sind dann wird das Virus auch nicht ausbrechen. Ein Arbeitskollege hat seit 2008 einen KHV Teich er hat Anfangs versucht Fische vom Händler dazu zu setzten und die waren in kürzester Zeit hinüber. Letztes Jahr hat er von seinen Bruder (kein KHV Teich oder zu mindestens nicht bekannt) 6 Fische übernommen wo er zu erst einen eingesetzt hat und nachdem der das gepackt hat hat er auch die anderen 5 dazu gesetzt. Bis heute keine Verluste und alle Fische fit. KHV zeigt mittlerweile sehr viele unterschiedliche Gesichter.
 

konny

Business Mitglied
@Ralf, ich hatte letztes Jahr einen Ausbruch an einem Teich der seit mehr als 10 Jahren keine neue Fische mehr gekauft hat. Im Teich schwämmen nach Aussagen des Teichbesitzers nur Japaner. Ich hatte große Mühe die Ursache für den Ausbruch zu rekonstruieren.

@ Fredl, Das was du berichtest eine Beobachtung die ist schon länger im KHV Teichen gibt. Grund ist folgender: nach einem KV Ausbruch ist das Virus noch relativ lange in der Haut und Schleimhaut der Fische vorhanden die den Ausbruch überlebt haben. Dadurch reden wir von einer Virenlast im Teich. Diese ist nicht hoch genug um einen erneuten Ausbruch zu provozieren, reicht aber um bei neuen Fischen immunsuppressiv zu wirken. Diese werden dann an Immunschwäche und/oder bakteriellen Infektionen sterben.
Erst wenn diese Virenlast ab gearbeitet ist, bzw nachgelassen hat können auch neue Fische im Teich leben.
Nach einem Ausbruch ist die Virenlast unproblematisch für neue Fische nach Ablauf von 1 bis 1,5 Jahren in etwa. Zumindest ist das meine Erfahrung.
 

razor72

Moderator
Teammitglied
Es gibt nur eine Möglichkeit einen hohen Schutz zu bekommen. Die richtige Quarantäne in Eigenregie.
Und da liegt das Problem, viele machen zwar ein Qurantäne heizen aber nicht hoch und stressen die Fische auch nicht.

Bei dem Streß den meine Koi immer durchleben bin ich mir zu über 90% sicher KHV-frei zu sein. :wink:
 

austriacarp

Mitglied
Glaubt ihr das das die richtige Lösung ist die Koi ständig zu stressen? Ich habe mal einen 50 cm Kohaku vom Koi Teich in den Schwimmteich umgesetzt und als die Kinder 5 mal ins Wasser gesprungen sind hatte der einen Schlaganfall. :p Für die Haut und Kiemenwürmer schafft man doch auch optimale Bedingungen wenn die Koi im Stress sind.
 
razor72 schrieb:
Es gibt nur eine Möglichkeit einen hohen Schutz zu bekommen. Die richtige Quarantäne in Eigenregie.
Und da liegt das Problem, viele machen zwar ein Qurantäne heizen aber nicht hoch und stressen die Fische auch nicht.
Die für Koi in Foren von "Experten" empfohlenen Quarantänemaßnahmen sind für KHV völlig ungeeignet.
austriacarp schrieb:
Glaubt ihr das das die richtige Lösung ist die Koi ständig zu stressen?
Da hast Du was falsch verstanden. Für die Induzierung von KHV reicht unter den richtigen Bedingungen einmaliger Stress völlig aus.
 

austriacarp

Mitglied
Nein da habe ich nichts falsch verstanden das weiß ich schon das es genügt wenn sie 1 x Stress haben und die Temperatur passt das KHV ausbricht.
Aber das habe ich gemeint damit.


Bei dem Streß den meine Koi immer durchleben bin ich mir zu über 90% sicher KHV-frei zu sein. Wink
 

razor72

Moderator
Teammitglied
Ich habe mal einen 50 cm Kohaku vom Koi Teich in den Schwimmteich umgesetzt und als die Kinder 5 mal ins Wasser gesprungen sind hatte der einen Schlaganfall
Und genau das stört meine Koi wenig bis gar nicht mehr,

Die Kinder und auch ich sind oft genug im Teich. Zuerst waren die Fische gestresst und mittlerweile kann man sie sogar streicheln.

"Streß" ist es eher wenn ich den Teich reinige oder die Pflanzen verschiebe.
 

austriacarp

Mitglied
Bei mir auch so die schwimmen seit über 10 Jahren im Schwimmteich und da waren die Kinder noch klein und hatten viel Besuch zum Baden. :p Kommen bis auf eine Ausnahme auch alle zur Hand. Leider habe ich dann eine Japanische Mimose eingesetzt die das nicht ausgehalten hat. Werde ich heuer im April machen damit sie sich langsam gewöhnen können. Aber ich bin zu 100% überzeugt das der Altbestand absolut keinen Stress hat beim Baden den die sind komplett gechillt.
 

matigoal

Mitglied
Mikrobiologie schrieb:
razor72 schrieb:
Es gibt nur eine Möglichkeit einen hohen Schutz zu bekommen. Die richtige Quarantäne in Eigenregie.
Und da liegt das Problem, viele machen zwar ein Qurantäne heizen aber nicht hoch und stressen die Fische auch nicht.
Die für Koi in Foren von "Experten" empfohlenen Quarantänemaßnahmen sind für KHV völlig ungeeignet.
austriacarp schrieb:
Glaubt ihr das das die richtige Lösung ist die Koi ständig zu stressen?
Da hast Du was falsch verstanden. Für die Induzierung von KHV reicht unter den richtigen Bedingungen einmaliger Stress völlig aus.
Wie sieht denn die richtige Quarantäne aus?
 
konny schrieb:
Nach einem Ausbruch ist die Virenlast unproblematisch für neue Fische nach Ablauf von 1 bis 1,5 Jahren in etwa. Zumindest ist das meine Erfahrung.
Ich würde niemanden, auch nicht indirekt, dazu raten in einen Teich mit KHV-Carrier unbelastete Koi einzusetzen.
 

Chris72

Mitglied
Hallo,

mich hat es ja letztes Jahr erwischt und ich hatte daraufhin den Thread hier erstellt.

Ich habe mich daraufhin sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Wie bei vielen Koi Themen (z.b. Ozon) herrschen hier ziemlich viele Halbweisheiten. Ich habe mir daher sogar die Mühe gemacht, die wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema zu besorgen und habe diese auch gelesen.

Den wenigsten ist allerdings vermutlich bekannt, dass in der Arbeit über KHV Carrier Fische (Doktor Arbeit für Veterinärmedizin aus dem Jahr 2007) in der Versuchsreihe 1 mit zwei Koi, in der Versuchsreihe 2 mit vier Koi gearbeitet wurde und in der dritten Versuchsreihe mit 12 Karpfen gearbeitet wurde. Mich hat gewundert, dass diese Versuchsgruppen überhaupt für eine wissenschaftliche Arbeit ausreichen. Aber das ist vermutlich den zur Verfügung stehenden Geldern geschuldet.

In der Arbeit und auch in anderen konnte zwar nachgewiesen werden, dass in einigen Fällen durch Stress Carrier Fische den Virus streuen (das ist ja ein grundsätzlich bekanntes Verhalten bei Herpes Viren auch in anderen Bereichen). Viel interessanter ist aber in all den Arbeiten aus meiner Sicht, dass es auch immer unauffällige Carrier gab.

Mein Koi Doc (und das ist einer der bekannteren Koi Ärzte in Europa) sagte mir, dass bei Japan Koi die Durchseuchung mit KHV aus seiner Sicht mittlerweile sehr hoch ist. Er bezog sich nicht auf die wissenschaftlichen Arbeiten, sondern seine jahrelange Praxis. Er hat seit Jahren bei ansteigenden Temperaturen in vielen Teichen Ausbrüche von "Virus" Erkrankungen. Allerdings verlaufen diese bei weitem nicht mehr so dramatisch wie vor 2010. Da mit KHV die meisten immer noch ein Horror-Szenario mit 80-100% Ausfällen verbinden, denken vermutlich viele Teichbesitzer oft auch gar nicht an KHV, wenn es mal Probleme mit einigen Ausfällen gibt. Dann war es halt das Collumnaris Bakterium oder ein anderes gesundheitliches Problem.

Ich gehe davon aus, dass die meisten Koi das Virus schon "kennen" und unter normalen Umständen vermutlich damit nicht mehr so große Probleme haben. Anders lässt es sich auch kaum erklären, dass noch vor Jahren 80-100% bei einem Ausbruch gestorben sind und heute deutlich weniger Koi sterben.

Die rigorose Aussage in der Vergangenheit, dass man den kompletten Bestand keulen soll, ist wohl heute nicht mehr wirklich zeitgemäß. Ich verurteile aber auch niemanden, dass es heute noch machen würde. Ich glaube aber diese Aussage ist vor allem im Sinne des Koi Händlers, der dann wieder neue Fische verkaufen kann.

Auch diesen Winter hat man wieder von einige Koi Farmen in Japan gehört die KHV Ausbrüche hatten. Ich persönlich gehe sogar davon aus, dass fast alle Japan Koi zwischenzeitlich mit dem Virus in Kontakt gekommen sind und sich letztendlich die Tiere durchsetzen, die mit dem Virus besser umgehen können.

Ich hatte ja wie berichtet 2018 einen Ausbruch und habe dies auch bei zwei verstorbenen Koi nachweisen können (durch Tauros Diagnostik). Mir sind damals 8 Koi gestorben (das war etwas weniger als 20% meines Bestandes, wobei 4 von den Koi Neuzugänge waren).

Alle anderen Koi sind seitdem fit. Keine Folgeprobleme oder Erkrankungen. Ich habe 2019 nicht einmal eine Parasitenbehandlung gemacht.

Ich habe lange überlegt was ich mache. Ob ich noch einmal neue Koi zusetze oder nicht.

Ich habe dann im Frühjahr 2019 zehn Karashi Tosai hinzugesetzt. Auch weiterhin keine Problem. Ich bin seit Ende April durch eine Luft-Wärme-Pumpe konstant über 23 Grad (also voll in dem Bereich, wo ein Virus Ausbruch erfolgen würde). Weiter keine Problem. Weder bei den alten noch bei den zehn neuen Koi. Im Gegenteil - alle top fit und massives Wachstum.

Was sagt uns das? Nicht wirklich viel.

Allerdings ist meine "Studie" mit 25 alten Koi und 10 neuen Koi deutlich größer als die zitierte Doktorarbeit und läuft auch schon deutlich länger als der dort erfolgte Untersuchungszeitraum.

Ich persönlich denke, dass KHV bei Koi nicht mehr das große Problem ist. Anders sieht es allerdings bei Speisekarpfen aus. Diese "kennen" das Virus nicht und hier sind die Ausbrüche daher meist weiterhin massiv. Noch im letzten Jahr gab es einen See in Deutschland mit einem massiven KHV Ausbruch und riesigem Karpfen sterben. Daher sollte man als Koi Besitzer alles unternehmen, dass die Koi nicht in anderen Gewässer kommen können. Vermutlich lassen sich aber in fast allen Teichen Koi mit Antikörpern nachweisen und auch in jedem Teich schwimmen vermutlich Carrier. Daher stellt jeder Koi aktuell eine Gefahr für Speisekarpfen dar.

100% KHV freie Bestände gibt es nicht. Dafür ist das Testing nicht umfassend genug und auch nicht sensibel genug. Jeder Händler oder Teichbesitzer, der das Gegenteil behauptet hat entweder keine Ahnung und lügt bewusst.

Glücklicherweise ist aber mittlerweile ein Impfstoff für KHV in Aussicht.
 
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