Parasitäres Frühjahrserwachen von Dr. Tamara Frank

Hallo zusammen,

passend zu dieser Jahreszeit ein weiterer Bericht von Frau Dr. Frank zum Thema "Parasiten im Frühjahr".
Das Urheberrecht liegt bei der Verfasserin.
Der Beitrag steht in den nächsten Tagen auf http://www.koicrew-europe.de zum Herunterladen bereit.

Viel Spass beim Lesen
Thomas

Parasitäres Frühjahrserwachen

Krankheitserreger, die den Winter überleben, nutzen das Frühjahr aus, um in Erscheinung zu treten. Zu dieser Jahreszeit kommen die Fische geschwächt aus der Winterung und es fehlt ihnen aufgrund der niedrigen Wassertemperaturen weitgehend die Immunkompetenz.
Von Bedeutung sind vor allem kälteunempfindliche Parasiten wie Ichtyobodo necator (Costia necatrix), Chilodonella, Trichodina und Gyrodactylus sp..


Ichtyobodo necator (Costia necatrix), Bild 1

Der 6-12µm große Einzeller Costia gehört zu den Geiseltierchen und besitzt im frei beweglichen Zustand eine nieren-, bohnenförmige Gestalt. Costia dringt durch die Zellwand und entnimmt der Zelle Zellinhalt, wodurch Haut- und Kiemenzellen stark geschädigt werden und absterben. Die bevorzugten Temperaturen von Costia liegen zwischen 2–30°C, wobei 13–15°C optimal sind. Bei Jungfischen kann Costia zu Massensterben führen und ist bei erwachsenen Fischen ein typischer Schwächeparasit.

Chilodonella, Bild 2

Der einzellige Parasit Chilodonella ist 40 – 60µm
lang und 20 - 40µm breit, gehört zu den
Wimpertierchen und besitzt eine herz–,
nierenförmige Gestalt mit Flimmerhärchen auf
der Rückseite. Er ernährt sich von der oberen
Zellschicht und bevorzugt Temperaturen von
5-10°C. Zudem besitzt der Parasit die
Eigenschaft, dass er bei ungünstigen
Bedingungen enzystiert und dadurch lange im
Wasser und Teichsediment überlebensfähig ist.


Trichodina, Bild 3

Genauso wie Chilodonella gehört auch der
30-90µm große Parasit Trichodina zu den
Wimperntierchen. Der Parasit besitzt eine
kreisrunde Gestalt mit einem Hakenkranz auf der
Unterseite. Er ernährt sich von organischem
Material im Wasser, sowie von der
oberen Haut- und Kiemenschicht. Er tritt bei
Temperaturen von 4-30°C auf und vermehrt sich
in belastetem Wasser schneller.

Gyrodactylus sp., Bild 4

Der 0,2-0,9mm große Hautsaugwurm
Gyrodactylus sp. zählt zu den Saugwürmern, die
den Mehrzellern angehören. An seinem
Vorderende besitzt er zwei Zipfel, am Hinterende
zwei Haupthaken und Randhaken und im
Körperinneren sind weitere Wurmgenerationen zu
erkennen. Der Hautsaugwurm ernährt sich von
Oberhautzellen und ist ohne Fisch nicht
überlebensfähig.


Die gesamten Parasiten führen alle zu den allgemeinen Symptomen wie Hauttrübung, Blitzen, Flossenkneifen, Springen, Atemnot.

Aber Achtung: denn auch bei schlechter Wasserqualität, plötzlichen Temperaturabsenkung, einem erhöhten Bakteriendruck… können diese Symptome beobachtet werden.

Aufgrund dessen ist es von großer Wichtigkeit, die Ursache abzuklären, um eine gezielte Therapie einleiten zu können. Führen Sie keine prophylaktischen Frühjahrskuren durch, ohne zu wissen, wogegen Sie behandeln. Denn jede Medikamentation bedeutet Stress für die Fische und baut den Fischen unnötig die Schleimhaut ab.



Dr. Tamara Frank
Februar 2010
 

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