Aus Dr. Lechleiters FISHCARE vom 10.11.2015
Böse Bakterien - gute Bakterien Teil 2
Dip Slides: Immer noch die einfachste Methode, Bakterienzahlen sichtbar zu machen.
Oder um es anders zu sagen:
Die wirklich bösen, krankmachenden Bakterien sind schon dann in der Lage, Fische zu infizieren und krank zu machen, wenn sie in relativ geringer Zahl angreifen.
Wenn jedoch einen große Zahl von Aeromonas oder Pseudomonasbakterien im Wasser sind und hungrig auf Nahrung lauern, dann stürzen sie sich auch auf Fische, deren Schleimhäute ihnen genügend Nahrung bieten. Als "Alleskönner" sind diese Wasserkeime nicht auf anorganische Nahrung wie CO2, Ammoniak, Nitrit oder Nitrat angewiesen, sie können sich Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff auf die verschiedensten Weisen besorgen. Deshalb sind die eben keine Spezialisten sondern Universalisten hinsichtlich ihrer Ernährung. Und genau das macht einen erhöhten bakteriellen Keimdruck gefährlich für die Fischgesundheit.
In den Schleimhäuten sind natürlich Abwehrstoffe und Zellen des Immunsystems auf der Lauer, um derartige Angreifer abzuwehren. Der Lebensraum Wasser als solcher enthält ja bekanntlich viel mehr Bakterien als unsere Atemluft. Daher besitzen gerade die Schleimhäute der Wasserlebewesen auch sehr effektive Abwehrmechanismen. Jede Infektion erfordert eine Mindestinfektionsdosis, das heißt, es reicht meist nicht, wenn nur ein einiger Krankheitserreger in den Fisch eindringt. Der wird leicht abgefangen und unschädlich gemacht. Das bedeutet jedoch auch, dass alle Bakterien, die die Schleimhautschranken überwinden können, ab einer gewissen Zahl zu krankmachenden Bakterien werden können.
Der Rest ist Statistik. Wenn mehr als 500 000 Bakterien im Milliliter Wasser leben, dann ist es fast egal, wie sie heißen und ob sie eigentlich lieber etwas anderes zu fressen bekämen als Fisch. Ihre bloße Anzahl überfordert erst die Abwehrmechanismen der Schleimhäute und dann die im Inneren des Körpers. Und genau so kommt es dann zu den gefürchteten bakteriellen Infektionen, die mit Löchern, Entzündungen und Todesfällen in einem Koibestand um sich greifen. Wenn man keine Massnahmen ergreift, dann sterben erfahrungsgemäß daran zwischen 50% und 90% der Koi im Bestand.
Natürlich gibt es neben den Bakterien weitere Faktoren, die die Gesundheit bedrohen. Schlechte Wasserwerte und jeder vergleichbare andere Dauerstress belasten das Immunsystem oder blockieren es vollständig.
Daher ist ein Blick in die Umwelt und auf die Keimzahlen ein Schlüssel zur Behandlung. Somit lohnt es sich mit Sicherheit, ab und an nach den Gesamtkeimzahlen zu sehen und natürlich immer auch die Wasserqualität zu prüfen. Aufmerksame langjährige Koifreunde sehen Veränderungen beider Paramter meist schon an ihren Koi.