alfriedro
Mitglied
Hallo Teichenthusiasten und Aquarianer,
oft wurde schon Alarm ausgelöst wegen Nitrit im Wasser, was ja tatsächlich eine ernste Bedrohung für die Teichlebewesen ist und bei den teuren Fischen ein wirklich tragisches Ende nehmen kann.
Deswegen habe ich mich ein wenig schlauer gemacht und für Euch den komplizierten Prozess der Nitrifizierung noch einmal nachgeforscht. Um nicht zu sehr ins Detail zu gehen, gebe ich meine Kenntnisse so verständlich und einfach wie möglich wieder. Dann folgt mein Rat zur Filterung. Die Fachleute im Forum mögen Bestätigen oder Einwände erheben.
Für die Entstehung des giftigen Nitrits, das in unterschiedlicher Art vorliegen kann, sind organische Abbauprodukte verantwortlich. Diese werden von Tieren abgegeben, entstehen aber auch bei der Zersetzung von Pflanzenmaterial. Soviel dürfte jedem geläufig sein. In erster Linie sind das Ammonium und Ammoniak, die bereits in geringer Konzentration giftig für die Wasserlebewesen sind. Stechender Geruch macht uns auf ihr Vorhandensein aufmerksam. Wir kennen den Geruch vielleicht von abgestandenem Urin.
Nun gibt es ja unsere Freunde und Helfer im Filter, im Schlamm des Teiches und auch frei im Wasser. Bakterien der Sorte Helicobacter bauen die organischen Abfallstoffe um und beziehen daraus ihre Lebensgrundlage. Doch hierbei entsteht leider das giftige Ammoniak und Ammonium, beides Salze, die basisch bzw. sauer reagieren. Aus diesen Stoffen beziehen wiederum andere Bakterien ihre Nahrung, die Nitrosomonas heißen. Diese Gattung von Bakterien enthält verschiedene Arten, die in unterschiedlichen Umweltbedingungen aktiv werden, einige sogar noch bei Minusthemperaturen. Nun entsteht durch die Tätigkeit der Nitrosomonas das gefürchtete Nitrit. Und dieses schmeckt nun der dritten Sorte von Bakterien, den Nitrobacter. Sie wandeln das giftige Nitrit in das weniger giftige Nitrat um. Ich sage deswegen weniger giftig, weil bei einer Nitratsättigung des Wassers, Nitrit im Stoffwechsel der Fische entsteht und nicht ausgeschieden werden kann. Der Fisch leidet dann unter den Symptomen von Sauerstoffmangel und schnappt nach Luft oder atmet schwer.
Je nach Temperatur des Teichwassers ändert sich geringfügig der pH-Wert und somit die Menge des gelösten Ammoniums und Ammoniaks und somit die Menge der nitrifizierenden Bakterien. Bei zu raschem Anstieg der Temperatur im Frühjahr kann es zu einem Ungleichgewicht der verschiedenen Abbaustufen kommen. Eine plötzliche Algenvermehrung treibt den pH-Wert hoch und verschlimmert den Effekt.
Nun gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die Linderung versprechen. Frischwasser, UVC-Algenbekämpfung, neutralisierende Chemikalien und Sauerstoffzufuhr. Oftmals bemerken wir, dass trotz ergriffener Maßnahmen das Problem nur noch schlimmer wird. Nun gewisse Schwankungen sind normal und innerhalb bestimmter Grenzen tolerierbar. Das Wichtigste, was wir relativ leicht erreichen können, ist ein ausgewogenes Verhältnis der vorhandenen Bakterien, was sich für gewöhnlich von allein einstellt.
Deshalb ist für uns der Biofilter das Wichtigste am Teich - außer den Fischen natürlich. Dieser Biofilter, wie auch immer gebaut, sollte etwa ein Zehntel des Teichvolumen aufnehmen können. Wir können vielevieleviele Freunde und Helfer anheuern (sehen dann aus wie rötlich braune Beläge und Flocken), indem wir mit großer Oberfläche Arbeiten. Da gibt es ja allerhand Angebote (wobei ich ja Blähton oder Lavagrus als am besten beführworte). Das Wasser darf nicht zu schnell durch diesen Filter geleitet werden, da sonst zu viele der unerwünschten Zwischenstufen der Nitrifikation, also Nitrit, in den Teich zurückgepumpt wird. Die Bakterien brauchen ihre Zeit, um die Menge an Stickstoffverbindungen abzubauen. Je langsamer der Durchfluss, desto intensiver ist der Abbauprozess. Zu langsam kann wiederum bedeuten, dass den Bakterien die Luft, sprich der Sauerstoff, ausgeht. Dann übernehmen anaerobe (Sauerstoff meidende) Bakterien den Abbau und es entstehen nicht minder giftige Kohlenwasserstoffe und Schwefelwasserstoffe, die üblicher weise nach faulen Eiern riechen. Der Biofilter darf nicht supersauber sein, muss aber immer offen genug sein, um das Wasser ungehindert durchlaufen zu lassen. Zur mechanischen Reinigung des Wassers können wir zusätzlich Filtern und hier ist es egal, wie schnell wir das Wasser durchschicken, Hauptsache die Trübstoffe kann der mechanische Filter festhalten.
Wann reinige ich dann eigentlich den Biofilter? Spätestens, wenn der Durchfluss deutlich verlangsamt ist. Vor der Winterruhe, wenn er abgelassen werden muss. Nach der Winterruhe, bevor die biologische Aktivität der Wasserbewohner auf Touren kommt, sollte ein Großteil des im Filter festgehaltenen Schlamms entfernt werden. Sonst kommt es möglicher weise zu einer kurzfristigen Erhöhung des Nährstoffeintrags ins Teichwasser, was wiederum die Algenblüte fördert.
Brauchen die Bakterien extra Futter? Nein! Es ist genug vorhanden! Jeder Fisch, jeder Wasserfloh sch... auf gutdeutsch gesagt ins Wasser. Bei neuen Filtern müssen sich erst die Bakterien vermehren. Daher kann es am Anfang zu unerwünschten Überhöhungen der Werte geben. Bloß nicht extra reinpinkeln oder sowas. Einen neuen Filter können wir impfen, aber trotzdem müssen sich unsere Freunde und Helfer erst vermehren, bevor sie effizient arbeiten. Danach brauchen wir nie mehr impfen. Auch nicht nach dem Reinigen des Filters.
Manchmal färbt sich das Wasser rotbraun. Das liegt nicht am Filter, sondern an vermodernden Pflanzen, die bei niedrigem pH-Wert unvollständig abgebaut werden. Diese Huminstoffe und die Braunfärbung sind in Süssgewässern normal und sogar gesund. Das Algenwachstum wird gehemmt. Über Winter wird das Wasser wieder hell, oder man entzieht dem Wasser die Huminstoffe mittels Aktivkohle.
Schließlich noch zum Sauerstoff im Wasser. Dazu dann in einem neuen Thread.
Ich hoffe, hier keine Verwirrung gestiftet zu haben und dass ich die eine oder andere Klärung herbeiführen konnte.
Grüße, der Professor :wink:
oft wurde schon Alarm ausgelöst wegen Nitrit im Wasser, was ja tatsächlich eine ernste Bedrohung für die Teichlebewesen ist und bei den teuren Fischen ein wirklich tragisches Ende nehmen kann.
Deswegen habe ich mich ein wenig schlauer gemacht und für Euch den komplizierten Prozess der Nitrifizierung noch einmal nachgeforscht. Um nicht zu sehr ins Detail zu gehen, gebe ich meine Kenntnisse so verständlich und einfach wie möglich wieder. Dann folgt mein Rat zur Filterung. Die Fachleute im Forum mögen Bestätigen oder Einwände erheben.
Für die Entstehung des giftigen Nitrits, das in unterschiedlicher Art vorliegen kann, sind organische Abbauprodukte verantwortlich. Diese werden von Tieren abgegeben, entstehen aber auch bei der Zersetzung von Pflanzenmaterial. Soviel dürfte jedem geläufig sein. In erster Linie sind das Ammonium und Ammoniak, die bereits in geringer Konzentration giftig für die Wasserlebewesen sind. Stechender Geruch macht uns auf ihr Vorhandensein aufmerksam. Wir kennen den Geruch vielleicht von abgestandenem Urin.
Nun gibt es ja unsere Freunde und Helfer im Filter, im Schlamm des Teiches und auch frei im Wasser. Bakterien der Sorte Helicobacter bauen die organischen Abfallstoffe um und beziehen daraus ihre Lebensgrundlage. Doch hierbei entsteht leider das giftige Ammoniak und Ammonium, beides Salze, die basisch bzw. sauer reagieren. Aus diesen Stoffen beziehen wiederum andere Bakterien ihre Nahrung, die Nitrosomonas heißen. Diese Gattung von Bakterien enthält verschiedene Arten, die in unterschiedlichen Umweltbedingungen aktiv werden, einige sogar noch bei Minusthemperaturen. Nun entsteht durch die Tätigkeit der Nitrosomonas das gefürchtete Nitrit. Und dieses schmeckt nun der dritten Sorte von Bakterien, den Nitrobacter. Sie wandeln das giftige Nitrit in das weniger giftige Nitrat um. Ich sage deswegen weniger giftig, weil bei einer Nitratsättigung des Wassers, Nitrit im Stoffwechsel der Fische entsteht und nicht ausgeschieden werden kann. Der Fisch leidet dann unter den Symptomen von Sauerstoffmangel und schnappt nach Luft oder atmet schwer.
Je nach Temperatur des Teichwassers ändert sich geringfügig der pH-Wert und somit die Menge des gelösten Ammoniums und Ammoniaks und somit die Menge der nitrifizierenden Bakterien. Bei zu raschem Anstieg der Temperatur im Frühjahr kann es zu einem Ungleichgewicht der verschiedenen Abbaustufen kommen. Eine plötzliche Algenvermehrung treibt den pH-Wert hoch und verschlimmert den Effekt.
Nun gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die Linderung versprechen. Frischwasser, UVC-Algenbekämpfung, neutralisierende Chemikalien und Sauerstoffzufuhr. Oftmals bemerken wir, dass trotz ergriffener Maßnahmen das Problem nur noch schlimmer wird. Nun gewisse Schwankungen sind normal und innerhalb bestimmter Grenzen tolerierbar. Das Wichtigste, was wir relativ leicht erreichen können, ist ein ausgewogenes Verhältnis der vorhandenen Bakterien, was sich für gewöhnlich von allein einstellt.
Deshalb ist für uns der Biofilter das Wichtigste am Teich - außer den Fischen natürlich. Dieser Biofilter, wie auch immer gebaut, sollte etwa ein Zehntel des Teichvolumen aufnehmen können. Wir können vielevieleviele Freunde und Helfer anheuern (sehen dann aus wie rötlich braune Beläge und Flocken), indem wir mit großer Oberfläche Arbeiten. Da gibt es ja allerhand Angebote (wobei ich ja Blähton oder Lavagrus als am besten beführworte). Das Wasser darf nicht zu schnell durch diesen Filter geleitet werden, da sonst zu viele der unerwünschten Zwischenstufen der Nitrifikation, also Nitrit, in den Teich zurückgepumpt wird. Die Bakterien brauchen ihre Zeit, um die Menge an Stickstoffverbindungen abzubauen. Je langsamer der Durchfluss, desto intensiver ist der Abbauprozess. Zu langsam kann wiederum bedeuten, dass den Bakterien die Luft, sprich der Sauerstoff, ausgeht. Dann übernehmen anaerobe (Sauerstoff meidende) Bakterien den Abbau und es entstehen nicht minder giftige Kohlenwasserstoffe und Schwefelwasserstoffe, die üblicher weise nach faulen Eiern riechen. Der Biofilter darf nicht supersauber sein, muss aber immer offen genug sein, um das Wasser ungehindert durchlaufen zu lassen. Zur mechanischen Reinigung des Wassers können wir zusätzlich Filtern und hier ist es egal, wie schnell wir das Wasser durchschicken, Hauptsache die Trübstoffe kann der mechanische Filter festhalten.
Wann reinige ich dann eigentlich den Biofilter? Spätestens, wenn der Durchfluss deutlich verlangsamt ist. Vor der Winterruhe, wenn er abgelassen werden muss. Nach der Winterruhe, bevor die biologische Aktivität der Wasserbewohner auf Touren kommt, sollte ein Großteil des im Filter festgehaltenen Schlamms entfernt werden. Sonst kommt es möglicher weise zu einer kurzfristigen Erhöhung des Nährstoffeintrags ins Teichwasser, was wiederum die Algenblüte fördert.
Brauchen die Bakterien extra Futter? Nein! Es ist genug vorhanden! Jeder Fisch, jeder Wasserfloh sch... auf gutdeutsch gesagt ins Wasser. Bei neuen Filtern müssen sich erst die Bakterien vermehren. Daher kann es am Anfang zu unerwünschten Überhöhungen der Werte geben. Bloß nicht extra reinpinkeln oder sowas. Einen neuen Filter können wir impfen, aber trotzdem müssen sich unsere Freunde und Helfer erst vermehren, bevor sie effizient arbeiten. Danach brauchen wir nie mehr impfen. Auch nicht nach dem Reinigen des Filters.
Manchmal färbt sich das Wasser rotbraun. Das liegt nicht am Filter, sondern an vermodernden Pflanzen, die bei niedrigem pH-Wert unvollständig abgebaut werden. Diese Huminstoffe und die Braunfärbung sind in Süssgewässern normal und sogar gesund. Das Algenwachstum wird gehemmt. Über Winter wird das Wasser wieder hell, oder man entzieht dem Wasser die Huminstoffe mittels Aktivkohle.
Schließlich noch zum Sauerstoff im Wasser. Dazu dann in einem neuen Thread.
Ich hoffe, hier keine Verwirrung gestiftet zu haben und dass ich die eine oder andere Klärung herbeiführen konnte.
Grüße, der Professor :wink: