trutta_fario
Mitglied
Ein Plädoyer für den praktischen Teich zur artgerechten Haltung von Cyprinus carpio in zweckmäßiger Ausführung.
Eine noch vereinzelt anzutreffende zunehmend schrumpfende Fangemeinde von Tierhaltern bevorzugt offensichtlich immer noch den sogenannten "naturbelassenen Karpfenteich" um ihre Lieblinge darin unterzubringen / umzubringen.
Schreckliche Bildbeispiele auch in diesem Forum belegen den Hang dieser "Koifreunde" zu folgenden schwerwiegenden und in höchstem Maße verwerflichen Attributen ihrer Drecktümpel:
1.) Pflanzenwuchs innerhalb des Teiches:
Derart verunstaltete Teiche veranlassen unsere geschuppten Lieblinge dazu an der Wasserflora unablässig herumzupickeln, diese Pflanzen werden sogar gefressen und damit auch anhaftende Schmutzpartikel/ Bakkis / Insektenlarven mit unabsehbaren Folgen für den überaus empfindlichen Verdauungstrakt der ansonsten nur " SuperKoi-Gold Premium oder Platinum special reserve Colorpro" gewöhnten Flossentiere.
Das immer wieder vorgeschobene Argument, auch die Wasserflora trüge zur Wasserwertstabilisierung bei, kann bei realistischer Betrachtung nicht gelten, da mit entsprechender moderner Filtertechnik theoretisch fehlende Stabilisierungseffekte locker ausgeglichen werden können.
Selbiges gilt selbstverständlich auch für die in solchen Pfützen immer wieder auftretenden Fadenalgen. Absolut eklig nicht nur für das Auge, nein auch die Fische verstecken sich darin und der stabilisierende Effekt.. nun ja. Zudem ist der Einsatz solcher hocheffektiver Reinigungssysteme in Eigenleistung auch schon locker unter 7.000 Euro zu realisieren.
2.) Sand, Kies ja selbst Schlamm am Gewässergrund:
Man glaubt es kaum, es existieren tatsächlich einige Hobbyteiche mit unglaublich hohem Verschmutzungsgrad. Das stark eutrophe Millieu bis hin zum sauerstofftoten Modder am Gewässergrund stellen ein immenses Gesundheitsrisiko für unsere, aufgrund ihrer natürlichen Anlagen eher sauerstoffreiche schnellfließende Gewässer gewöhnten, Cypriniden dar.
Oft kann auch ein Grundeln, ja sogar das einsaugen und speien der feinkörnigen und infektiösen Ablagerungen festgestellt werden.
Eine Sichttiefe unter 3 m ist die Regel und eine wirksame Keimkontrolle des Koi-Refugiums ist beinahe ausgeschlossen. Ein Wunder daß die Tiere hier überleben können.
Hier könnte mit diversen Bodenabläufen und dem wöchentlichen Absaugen eventuell gebildeter Ablagerungen gegengesteuert werden.
Weiterhin empfiehlt es sich, bei der Neuanlage des Koischwimmbeckens leicht zu reinigende Schwimmbadkacheln zu verwenden. Günstig hier auf eine dunklere Farbe zurückzugreifen, die wunderschönen und teuren Fische kommen so am besten zur Geltung. Vermeiden sollte man bei der Auswahl der Fliesen Farbzusammenstellungen wie z.b. weiss/rot/schwarz, oder weiss/gelb.
3.) Natürliche unregelmäßige Teichformen:
Nicht nur unpraktisch bei der Reinigung und Pflege des Gewässers, auch für das Auge unangenehme nichtparallele Linien oder schlimmer Kurven tragen dazu bei, daß sich der Stolz des Gartenbesitzers derart unauffällig in das Gesamtbild des Grundstückes einfügt. Als Beobachter erkennt man erst auf den zweiten Blick mit welcher Mühe dieses Kleinod erstellt worden ist.
Zudem finden auch unsere Paddler immer wieder Schlupflöcher und blickdichte Stellen um sich vor den Augen des geneigten Betrachters zurückzuziehen. Und wenn man ehrlich ist, wer will das schon. Man soll das teure Tier ja bitte auch immer sehen können wenn man das will.
4.) Flachwasserzonen:
bedeuten auch definitiv erhöhte Graureihergefahr, denn die wärmeliebenden Kois treiben sich gerne in eben diesen potentiell tödlichen Bereichen herum um nach nat. Getier zu suchen ( siehe Punkt 1.und 2.).
Ein weiterer schwerwiegender konstruktiver Mangel liegt vor in eben diese Flachwasserzonen natürliche große Steine einzubringen.
In den Zwischenräumen siedelt sich allerhand Getier an, von Karpfenläusen bis hin zu Blutegeln lauert hier vielfach Gefahr.
Dazu kommt noch die Tendenz sich beim jährlichen Paarungsakt ernsthafte Verletzungen beizubringen. Eingerissene Flossen, unschöne Flecken auf dem Körper und sogar aus dem Wasser gesprungene, besonders ungestüm vorgehende Exemplare wurden beobachtet.
Der wahre Koifreund bringt hier, um dem unvermeidlichen Liebesspiel der Schuppenritter Rechnung zu tragen, entsprechende Koibürsten an. Die natürliche Grünfärbung der Vorrichtungen veranlassen den Koi, nach anfänglicher Scheu gegenüber dieser ungewohnten Farbe, die Einrichtung doch zu akzeptieren. Insbesondere die weiblichen Exemplare lassen sich so auf einfache Weise täuschen, so wie dies auch bei anderen Spezies durch visuelle Reize insbesondere bei Weibchen bereits nachgewiesen worden ist.
Diese in aller Kürze vorgebrachten Argumente sollten ausreichen, den Teichbau mit aller Sorgfalt zu planen, vermeidbare Probleme schon im Vorfeld zu vermeiden und so zu einem wunderschönen Koibecken zu führen.
Fischgesundheit, Wohlbefinden und gesunde Haltungsweise die in besonderem Maße den Bedürfnissen des edlen Getiers Rechnung trägt, sollte unser aller Ziel sein.
Schön auch, wenn die Flamme des Koihobbys doch einmal nicht mehr so hell brennt:
Jederzeit lässt sich ein wie oben beschrieben aufgebautes Gewässer auch zum Schwimmbecken für die liebe Familie umfunktionieren. Nur die Bürsten sollten zuvor entfernt werden.