Lieber Berthold,
ich versuche noch mal den Unterschied zwischen Wildformen und Zuchtformen von Tieren klar zu machen.
Wildschweine kommen prima mit Kälte zurecht, weil sie von der Natur über die Evolution über Millionen von Jahren darauf "gezüchtet" wurden. Wem bei -20 Grad die Schwarte abfror, verschwand aus dem Genpool.
Aus den Wildschweinen hat der Mensch seine Hausschweine gezüchtet. Dabei lag der Fokus auf z.B. Fleischmasse. Winterhärte stand nicht mehr im Mittelpunkt und ging verloren. Wenn du jetzt beim Schweinestall kurz die Tür auflässt, hat der halbe bestand eine Erkältung.
Andere Beispiele findest du viele. Das Wildrind ist viel genügsamer als unsere Hochleistungsrinder, gibt aber viel weniger Milch. Gleiches bei Pferden mit dem Fokus schnell laufen/hoch springen vs. Genügsamkeit/Kälte-Hitzeresistenz. Was glaubst du wie lange ein gekörter, stolzer Araberhengst am Rande der Wüste Gobi überlebt? Und was ist mit unseren süßen "Handtaschenhündchen", die im Prinzip noch die gleiche Spezies sind wie der Gemeine Wolf? OK, kein Mensch will einen Wolf in der Handtasche. Und keine Handtaschenhündchen will in die Wildnis Alaskas.
Zuchtformen sind in der Regel viel anfälliger als die Wildformen. Du sagst doch selber, dass die Wildkarpfen keine größeren Probleme haben.
Aber was noch ein Problem werden kann, ist, dass die Fischegel sich auf den dicken Koi massenhaft vermehren können, da diese kaum Abwehrkräfte dagegen haben. Von dort aus schwärmen sie aus und greifen die Naturfische an. Diese können mit einer gewissen Menge an Parasiten umgehen. Wenn es aber zu viele werden, dann kippen die auch um. Das ist das gleiche Prinzip wie bei z.B. dem Borkenkäfer. Eine gesunde Fichte kommt locker mit ein paar dieser Käfer zurecht. Wenn es aber einen borkenkäferkranken Bestand an Fichten im Wald gibt, dann vermehren sich die Käfer dort und fliegen dann in großen Schwärmen auf noch gesunde Bäume. Mit so vielen Feinden kommen die dann auch nicht mehr klar und werden ihrerseits wieder zu Parasitenherden. Das setzt sich dann so fort. Daher gibt es für Waldbauern die Verpflichtung kranke Bäume zu fällen UND AUS DEM WALD ZU ENTFERNEN! (Da wurde damals bei der Einführung des Nationalparks Bayrischer Wald bewusst vernachlässigt und innerhalb weniger Jahre war der halbe Nationalpark seine Fichten los.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalp ... scher_Wald)
Den Fischegel wirst du aus diesem Gewässer nicht wieder rauskriegen. Und selbst wenn, wandert der schnell wieder ein. Du brauchst Fische, die damit klar kommen.
So, jetzt hast du alle notwendigen Informationen, die du für dein Handeln brauchst.