Hygienehysterie

Hallo zusammen,

auch wenn ich kein Verfechter der übertriebenen Hygiene am Koiteich bin denke ich dennoch, dass man den Keimdruck sehr wohl kontrollieren muss. Das gilt m.E. nach übrigens sowohl für die Quantität als auch die Qualität. 2013 hatte ich massive bakterielle Probleme im Teich und bin seither sehr vorsichtig. Zur eigentlichen Diskussion hier möchte ich zu bedenken geben, dass wir bei einem Koiteich von einem sehr speziellen System sprechen. Dieses wird durch sehr viele Faktoren beeinflusst (Fischmenge, Futter, Volumen, Temp, etc...) die untereinander in Wechselwirkung treten. In den meisten Fällen sind wir wohl recht weit von einem System mit einem Biologischen bzw. ökologischen Gleichgewicht entfernt. Die genannten Faktoren stehen wohl in den meisten Koiteichen in einem Missverhältnis zu einander, dass in der Natur jedes Gewässer innerhalb kurzer Zeit zum Kippen bringen würde. Um das zu verhindern und auch bei hohen Besatzdichten viel Futter einbringen zu können bedienen wir uns umfangreicher Technik. Ohne aufwändige Filterung, Belüftung etc. wäre in den meisten Teichen nur kurz ein Überleben des Bestandes möglich. Und nichts anderes machen wir in Bezug auf die Teichhygiene, wir halten den Keimdruck mit modernen Mitteln und optimierter Technik auf einem erträglichen Niveau. Frischwasser, UVC, Ozon, KMnO4, CLO2 usw. kommen zum Einsatz, wenn wir ein System betreiben, dass sehr weit vom eigentlichen biologischen Gleichgewicht entfernt ist. In diesem würde ohne Helferlein ein so brutaler Keimdruck herrschen, dass der Supergau vorprogrammiert ist. In diesem Sinne kann ich mich nur dafür aussprechen den Keimdruck (Quantität und Qualität) sehr wohl im Auge zu behalten es aber auch nicht zu übertreiben. Wenn man ständig CLO2 dosieren muss oder wöchentlich KPM zugibt sollte man an den o.g. Faktoren schrauben, also Besatzdichte verringern oder Futtermenge reduzieren etc...! Gerade Koianfänger sollten das Thema (Teich-) Hygiene, insbesondere bei Neubesatz, nicht auf die leichte Schulter nehmen.

VG
Chris
 
Hallo

ab wann spricht man von übertriebener Hygiene im Koiteich oder was ist unter übertriebener Hygiene in unserem Hobby zu verstehen?

Gruss Dany :)
 
Ich würde z.B. Ozon als "übertriebene Hygiene" bezeichnen. Sieht zwar toll aus, dürfte aber für das natürliche Immunsystem "nicht förderlich" sein.
Auch der "große Frühjahrsputz" , mit 80% Wasser wechsel und Folie mit dem Kärcher reinigen, ist leicht übertrieben.


Als "stark untertriebene Hygiene" würde ich Mulm auf dem Boden und Gammel in allen Ecken bezeichnen.
Auch ein halbjährlicher Teilwasserwechsel gehört für mich dazu.
(Immer von einem "normalen" Koiteich mit 2m³/Koi ausgehend.)
 
Ich würde z.B. Ozon als "übertriebene Hygiene" bezeichnen

das ist in meinen Augen eine falsche Interpretation. Es ist hier sehr abhängig davon wie man Ozon einsetzt und einbringt. Es gibt kein besseres Mittel um Keime zu eliminieren - richtigen Einsatz vorausgesetzt-.

Auch der "große Frühjahrsputz" , mit 80% Wasser wechsel und Folie mit dem Kärcher reinigen,

macht das etwa noch jemand?

Auch ein halbjährlicher Teilwasserwechsel gehört für mich dazu.

Wäre mir deutlich zu wenig und viel zu riskant.

Wie schon beschrieben sind unsere Koi-Kisten kein Biotop, sondern eines Massentierhaltung, selbst bei 1 Koi auf 5m3. Von daher sollte sich jeder über seinen Weg Gedanken machen. Einiges geht jahrelang gut und plötzlich knallt es, andere Sachen gehen auch nicht alle gut. Entscheidend ist das man versucht eine gewisse Hygiene am/im Teich zu haben.

Wenn es erst gebrannt hat, trotz so toller Technik etc. und man die Ergebnisse gesehen hat, dann wird man sehr schnell lernen müssen. Und nur durch dann sehr penible Teichhygiene wird man dauerhaft die bereits vorgeschädigten Fische behalten können.
 
Andi McKoi schrieb:
hallo zusammen,

letztens kam ein bericht im fernsehen, wo verschiedene mikrobiologen diesen thema bei menschen und dessen folgen auf den grund gingen. leider finde ich im web nichts mehr dazu.

aber hier ein zitat:

"Fehlende Desensibilisierung begünstigt allergische Reaktionen
Bakterien, Mikroben sowie Pilze sind überlebensnotwendig - auch die mitunter ungesunden. Wer sein Kleinkind also in einer sterilen Umgebung aufwachsen lässt, nimmt dessen Körper
die Möglichkeit, den Umgang mit den Kleinstlebewesen zu lernen. So lassen sich viele der heute immer häufiger auftretenden Allergien und Hautkrankheiten oft auf eine fehlende Desensibilisierung gegenüber Bakterien und Mikroben zurückführen. Das heißt, dass vor allem Kinder in sehr steril gereinigten Haushalten öfter an Hautkrankheiten, Lebensmittelallergien oder auch Heuschnupfen erkranken."


hier der link dazu:

:arrow: http://www.familie-und-tipps.de/Gesundh ... terie.html

ich denke, dieses zitat kann man fast eins zu eins auf unsere koi übertragen.

und wenn man hier so liest, frage ich mich manchmal schon, ob hier nicht doch manche unter hygiene, bakterien, schmutz, ozon, uvc, dreck - wahn leiden. und dann ist alles so schön steril und dann haben sie trotzdem eine medikamenten pulle neben dem teich stehen.

natürlich ist auch bei unseren koi eine grundhygiene wichtig. aber man kann es auch teilweise übertreiben.

jetzt weis ich auch, als bursche vom land, warum das matschbaden mit den kumpels nach dem regen auf der pferdekopell immer so gut getan hat. :lol: schön wars als kinder. :D

vielleicht für einige interessant! :D

mfg andi


gehen wir mal davon aus , sag ich auch mal devinitiv " ja " :wink: ansonsten reicht wohl der " Entenpups " um manch Sterilen Teich zu kippen :|
 
Ich denke auch, das ein gesundes Teichmanagment unausweichlich ist.
Ich bin um Himmels Willen nicht päpslicher als der Papst, aber regelmäßige Teilwasserwechsel gehören für mich dazu, sowie angepasster Besatz.
Bei mir tummeln sich 9 Koi auf 30 0000 Liter, ob noch welche dazukommen, weiß ich noch nicht.
Das System läuft gut und stabil.

Unsere Nachbarskinder allerdings brauchen nicht erst die Hände zu waschen, wenn sie unseren Hund knuddeln und danach nach Würmer buddeln, um meine Karpfen zu füttern. Mein Hund darf auch gerne, wie die Eichhörnchen und Vögel am Teich trinken. Die Vögel baden auch darin und Frösche gibt es auch.
Aber es wird niemals bei uns Ozon einziehen. Für mich absolut unnatürlich und nicht erstebenswert. Wer möchte, der soll, aber ich habe Grenzen gezogen.
 
Dänu schrieb:
Hallo

ab wann spricht man von übertriebener Hygiene im Koiteich oder was ist unter übertriebener Hygiene in unserem Hobby zu verstehen?

Gruss Dany :)

Welche Methode als "übertrieben" zu werten ist kann so nicht gesagt werden. Natürlich ist das relativ und von vielen Faktoren abhängig. Um eine objektive Größe/einen Wert festzulegen ist sicher die Herangehensweise über die Keimzahl eine Variante. Das ist sicher wissenschaftlich noch nicht gut erforscht, es gibt aber Näherungen/Vorschläge.
Die Sache würde ich deshalb grundsätzlich umgekehrt angehen und mich an den Folgen orientieren. Für „übertrieben“ halte ich 1. Das o.g. vorgehen „Wenn man ständig CLO2 dosieren muss oder wöchentlich KPM… und 2. Wenn Fische unter Bedingungen schwimmen, die so extrem „steril“ sind, dass das Immunsystem total runterfährt und sie das Umsetzen in einen neuen Teich mit Löchern etc. quittieren.

VG
Chris
 
2. Wenn Fische unter Bedingungen schwimmen, die so extrem „steril“ sind, dass das Immunsystem total runterfährt und sie das Umsetzen in einen neuen Teich mit Löchern etc. quittieren.
Wer kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen und sicher behaupten, vorausgegangene "extrem sterile Bedingungen" haben im neuen Teich zu Löchern an den Fischen geführt?
Ich habe da andere Erfahrungen dazu.

Viele Grüße
Hans
 
Hallo Hans,

mir ist das persönlich schon 2 mal in unterschiedlicher Ausprägung widerfahen und ich kenne auch konkrete Beispiele anderer Koihalter. Weiter sollten wir das Fass aber nicht aufmachen, denn beweisen kann man das natürlich nicht. Die Wissenschaft ist sich da nun auch uneinig in wie fern das Immunsystem auch durch Spuren von Substanzen/Erregern stimuliert wird. Unter den Stichworten Homöopathie und Immunisierung müssten nun hier die Experten weiter diskutieren.

Meine Erfahrung ist aber eindeutig: Fische aus sehr sterilen Systemen (auch von Züchtern direkt) haben/machen mehr Probleme beim Umsetzen!

VG
Chris
 
birdy80 schrieb:
Hallo Hans,

Meine Erfahrung ist aber eindeutig: Fische aus sehr sterilen Systemen (auch von Züchtern direkt) haben/machen mehr Probleme beim Umsetzen!

VG
Chris

Die Fische leben in ihrer Toilette -- Fakt !

Die Darmausscheidungen sind im höchsten Maße mit Bakterien versehen !--Fakt !

Beim Handler schwimmen 100 bis 1000 mal mehr Fische als in zuchtteichen -- Fakt

...also wie sollte sowas sehr steril sein ???


...vielleicht sollte man mal überlegen ob die obige Tatsache nicht einen anderen logisch Grund hat ! :wink:

(schwaches Immunsystem durch Dauerstress ; ständige Medikamentengabe ; Überbesatz ; sehr wenig Futter ; zusammenwerfen von vielen Herkünften ; ständiges Keschern ; andere kranke Fische usw)
 
Um eine objektive Größe/einen Wert festzulegen ist sicher die Herangehensweise über die Keimzahl eine Variante. Das ist sicher wissenschaftlich noch nicht gut erforscht, es gibt aber Näherungen/Vorschläge.


Genau aus diesem Grund wäre es sinnvoll DipSlides als fester Bestandteil in das Teichmanagement aufzunehmen. Damit würden Daten direkt von der Basis geliefert die schnell aufzeigen würden, ab welcher Keimbelastung die Gesundheit der Koi beeinträchtigt wird.

Gruss Dany :)
 
mir ist das persönlich schon 2 mal in unterschiedlicher Ausprägung widerfahen und ich kenne auch konkrete Beispiele anderer Koihalter.

Hallo Chris,
ich kann deine Vermutung nachvollziehen, aber meiner Meinung nach liegt es weniger an dem sterilen Umfeld vorher, sondern an dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Bakterienstämme.
Klaus sehe ich da auf der richtigen Spur.

Viele Grüße
Hans
 
Hallo

das Wort "steril" wird in der Koihaltung sehr oft ausgesprochen. Manchmal wird auch von "extrem steril" berichtet. Ich denke dass in solchen Fällen einfach sehr sauberes Wasser gemeint ist. Sterilität ist die Keimfreiheit und es gibt nicht etwas mehr oder weniger. Entweder es ist oder nicht! Ich habe auch schon irgendwo von sterilen Fischeiern gelesen aber gibt es den wirklich keimfreie Bedingungen auf dem Gebiet KOI? Ich weiss es wirklich nicht. Ich habe ja auch schon wenige Teiche von Koihändlern beprobt und dort normale bis tiefe Keimbelastungen vorgefunden.

Gruss Dany :)
 
hansemann schrieb:
meiner Meinung nach liegt es weniger an dem sterilen Umfeld vorher, sondern an dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Bakterienstämme.
Klaus sehe ich da auf der richtigen Spur.

Viele Grüße
Hans

Das wäre im Einzelfall zu bewerten und kann verschiedene Ursachen haben. Sicher ist es immer ein Wechselspiel.

Ausgangsthese im verlinkten Artikel war aber, dass das Immunsystem gefordert werden muss um sich gut zu entwickeln und das passt zu meinen Erfahrungen. Ähnlich ist es laut Martin Kammerer mit dem die Haut schützenden Schleim (vgl. MK Blog zu Ozon). Auch diese Erfahrung kann ich bestätigen. Wird ein solcher Fisch mit dünner Schleimschicht umgesetzt sind Probleme m.E. nach durchaus begünstigt!

VG
Chris
 
Hallo, Steril im Teich gibt es nicht , wie Klaus schon geschrieben hat schwimmen die Koi in der eigenen Suppe mit Ihren Ausscheidungen und das ist nicht ansatzweise Steril und auch nicht Keimfrei! Das ist auch gar nicht gewünscht da auch unsere Koi Ihr Immunsystem immer wieder Stimulieren müssen und das geht nur wenn Sie immer wieder von Keimen und Bakterien angegriffen werden (ist beim Mensch nicht anders). Deshalb kann man den Kois es etwas erleichtern und regelmässig Wasserwechsel machen und auch nie auf eine Quarantäne beim Neubesatz zu verzichten wo man die Neuen am besten mit 1-2 Koi vom Altbestand zusammensetzt und hier die Reaktion beobachtet! Die grausamen Behandlungen auf Verdacht mit dem ganzen Chemischen Mitteln die man frei erwerben kann schädigen den Koi dauerhaft , deshalb sollte immer eine eigene Quarantäne und im Verdachtsfall eine Untersuchung vom Fachtierarzt erfolgen, das würde viel Leid mindern! Gruss Koihase69 Stefan
 
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