Koi ohne Quarantäne eingesetzt

Mikrobiologie

Business Mitglied
Eigentlich bin ich strikt für eine qualifizierte Quarantäne für neue Koi bevor sie in den Teich gesetzt werden. Doch bei dem Kauf war dies für den Teichbesitzer nicht möglich.
Um das Risiko zu minimieren wurde folgendermaßen vorgegangen:
  1. alle 8 Koi wurden vom selben Abgeber gekauft. Die Koi waren mehr als 1 Jahr bereits beim Abgeber.
  2. für den Transport (1 Stunde Fahrtzeit) wurde ein Mittel für den Stressabbau und zur Stabilisierung des Transportwassers zugegeben.
  3. das Teichwasser des neuen Teiches wurde mit einer großen Menge TSEMa geimpft.
  4. die Koi wurden ohne Zugabe des Transportwassers in den Teich gesetzt.
  5. bereits nach einem Tag wurden die neuen Koi mit "ihrem" Futter gefüttert.
  6. nach 3 Wochen wurde das Teichwasser des neuen Teiches erneut mit einer großen Menge TSEMa geimpft.

Alle Koi , neu und alt, schwimmen gemeinsam im Teich, keiner sondert sich ab. Futter wird problemlos von allen Koi angenommen. Idealerweise ist der neue Teich ein Naturteich. Die Koi haben dadurch die Möglichkeit gesunde Naturnahrung als Ergänzung zu dem Koifutter zu suchen.
Die Zugabe neuer Koi, vor allem Neuimporte, ist aus meiner Sicht mit erheblichen Risiken verbunden. Besteht die Möglichkeit der Quarantäne sollte diese auch durchgeführt werden, obwohl dies auch nur eine begrenzte Sicherheit gibt. Ist die Möglichkeit einer Quarantäne ausgeschlossen kann die Zugabe von positiven Bakterien aus meiner Sicht das Risiko minimieren, wenn auch nicht ganz ausschließen. In dem Fall ist es gut gegangen.
 
Wenn die neuen Kois Infektionskeime in sich tragen, gegen die sie selber resistent sind, nutzt ein Quarantäne-Aufenthalt auch nichts.

Ein Restrisiko bleibt also immer.
 
Naja, es erwischt den Pilotfisch und nicht den ganzen Bestand, sofern dieser Schritt Bestandteil der Quarantäne ist.
 
Kreuzverkeimung kann man trotz Quarantäne haben.Weil die Koi im Teich die Keime von dem neuen nicht kennen.Man kann Khv ,andere Viruserkrankungen und aggressive Keim damit am Pilotfisch testen.Aber vom auftreten von leichten bakteriellen Kiemenschwellung und auftreten von Würmern,Costia und Ichtyo kann eine Quarantäne nicht viel ändern. Das hängt dann ja eher von Teichmanagement ab.
 
Um das Risiko zu minimieren wurde folgendermaßen vorgegangen:
  1. alle 8 Koi wurden vom selben Abgeber gekauft. Die Koi waren mehr als 1 Jahr bereits beim Abgeber.
  2. für den Transport (1 Stunde Fahrtzeit) wurde ein Mittel für den Stressabbau und zur Stabilisierung des Transportwassers zugegeben.
  3. das Teichwasser des neuen Teiches wurde mit einer großen Menge TSEMa geimpft.
  4. die Koi wurden ohne Zugabe des Transportwassers in den Teich gesetzt.
  5. bereits nach einem Tag wurden die neuen Koi mit "ihrem" Futter gefüttert.
  6. nach 3 Wochen wurde das Teichwasser des neuen Teiches erneut mit einer großen Menge TSEMa geimpft.

Wenn der Händler eine gute Quarantäne gemacht hat, dann kann man das schon so machen. Wobei es immer ein Risiko birgt.

Bei dem Punkt 5. (füttern) bin ich aber skeptisch. Es sei denn, es handelt sich um sehr kleine Koi. Ansonsten würde ich vor dem Zusetzen mind. 3 Tage im Teich nicht füttern und nach dem Zusetzen mind. 7 Tage nicht füttern. Mit das größte Problem beim zusetzen neuer Koi ist neben einer Kreuzverkeimung (die glücklicherweise selten vorkommt) ein Collumaris Ausbruch. Und der kann Koi in wenigen Tagen dahinraffen.

Der Einsatz Effektiven Mikroorganismen (TSEMa) ist sicherlich sinnvoll und hilfreich.

Einen ähnlichen Effekt - richtig dosiert noch stärkeren Effekt - kann man sicher auch mit Chlordioxid erreichen. Das habe sich selber auch schon so sehr erfolgreich gemacht. Dafür sollte man sich aber mit dem Umgang und der Dosierung von Chlordioxid gut auskennen. Im Gegensatz zu Effektiven Mikroorganismen kann man bei Chlordioxid natürlich sehr schnell überdosieren und irreversible Schäden an den Koi hervorrufen. Auch mit Ozon könnte man hier ähnliches erreichen. Dies setzt aber ebenso spezielles Wissen voraus. Man sollte dann auf jeden Fall den Redox Wert (besser noch den rH Wert) im Teich und hinter dem Ozonreaktor durchgehend messen, denn wenn man den Redox Wert deutlich erhöhen will (was ja letztendlich das Ergebnis der Maßnahmen ist), dann besteht immer die Gefahr von Restozon im Wasser. Das muss auf jeden Fall vermieden werden.

Letztendlich dienen alle die Maßnahmen dazu, den Keimdruck zu reduzieren.
 
Ansonsten würde ich vor dem Zusetzen mind. 3 Tage im Teich nicht füttern und nach dem Zusetzen mind. 7 Tage nicht füttern. Mit das größte Problem beim zusetzen neuer Koi ist neben einer Kreuzverkeimung (die glücklicherweise selten vorkommt) ein Collumaris Ausbruch. Und der kann Koi in wenigen Tagen dahinraffen.
Und genau deshalb ist die Fütterung, sofern das Futter angenommen wird (wir haben Futter vom Abgeber mitgenommen), nach meinem Kenntnisstand sinnvoll.
 
Und genau deshalb ist die Fütterung, sofern das Futter angenommen wird (wir haben Futter vom Abgeber mitgenommen), nach meinem Kenntnisstand sinnvoll.

Du meinst, dass wenn das Futter angenommen wird, die Collumnaris Gefahr reduziert wird? Das ist auch ein sehr interessanter Ansatz.
Hauptgefahr bei Collumnaris (Flavobakterien) ist ja unverwehrtetes Einweiß. Von daher könnte das wirklich stimmen. Auf die Idee bin ich noch nicht gekommen.

Wobei ich sowieso die Theorie habe, dass sehr viele Collumnaris Fälle nach dem Zusetzen neuer Koi in Wirklichkeit KHV Fälle sind. Die Symptomatik mit starken Kiemennekrosen und einer häufig großflächigen Entzündung der Haut ist nahezu identisch. Da meist nur einige Koi betroffen sind wird dann KHV als Ursache ausgeschlossen (und damit sind wir wieder bei dem anderen Thread).
 
Kannst Du dazu noch mehr Info geben, ich bin bisher davon ausgegangen, dass eine Reduzierung des Futters sich positiv auf das Immunsystem auswirkt.
Warum sollte Hungern sich positiv auf das Immunsystem auswirken?
Es gibt zwei wichtige Gründe das Füttern nicht vollständig einzustellen:
  1. Hungern bedeutet Stress für die Koi. Und den haben sie schon genug durch das Umsetzen.
  2. Hungernde Fische sind sehr viel anfälliger gegenüber Flavobacterium columnare als gefütterte Fische.
 
Du meinst, dass wenn das Futter angenommen wird, die Collumnaris Gefahr reduziert wird? Das ist auch ein sehr interessanter Ansatz.
Ist nicht nur meine Meinung.
Hauptgefahr bei Collumnaris (Flavobakterien) ist ja unverwehrtetes Einweiß. Von daher könnte das wirklich stimmen.
Hauptgefahr ist etwas ganz anderes. Flavobacterrium columnaris kann sich im Verdauungstrakt hungernder Fische besser entfalten, bzw. das Immunsystem des Verdauungstrakts ist gestört. Auch die Kiemen hungernder Fische verändern sich und ermöglichen pathogenen Keimen sich besser anzuhaften.
Leider ist es nicht so ganz einfach für den Koihalter mit dem füttern. Flavobacterium columnaris freut sich wenn nicht gefüttert wird. Pseudomonas und Aeromonas freuen sich wenn gefüttert wird. Daher empfehle ich bei Stresssituationen zumindest ein über den anderen Tag zu füttern. Das ärgert alle pathogenen Keime. Vorausgesetzt das Futter wird angenommen von den Koi.
Wobei ich sowieso die Theorie habe, dass sehr viele Collumnaris Fälle nach dem Zusetzen neuer Koi in Wirklichkeit KHV Fälle sind. Die Symptomatik mit starken Kiemennekrosen und einer häufig großflächigen Entzündung der Haut ist nahezu identisch. Da meist nur einige Koi betroffen sind wird dann KHV als Ursache ausgeschlossen
Wir liegen in unseren Ansichten gar nicht so weit auseinander.
Als ich schon vor Jahren die Ansicht geäußert habe EMS ist in Wirklichkeit CEV/KHV wurde ich nur belächelt. Inzwischen sind einige vom Fach vorsichtiger geworden EMS zu diagnostizieren. Was mich gegen EMS misstrauisch machte ist die Tatsache, dass es dieses Krankheitsbild nur im deutschsprachigen Raum gibt. ;)
 
Wir liegen in unseren Ansichten gar nicht so weit auseinander.
Als ich schon vor Jahren die Ansicht geäußert habe EMS ist in Wirklichkeit CEV/KHV wurde ich nur belächelt. Inzwischen sind einige vom Fach vorsichtiger geworden EMS zu diagnostizieren. Was mich gegen EMS misstrauisch machte ist die Tatsache, dass es dieses Krankheitsbild nur im deutschsprachigen Raum gibt. ;)

Da bin ich ganz Deiner Meinung.

Ich gehe auch davon aus, dass EMS in Wirklichkeit CEV ist. Wie Du schon sagst, dass Energiemangel Syndrom (EMS) gibt es eigentlich nur im deutschsprachigen Raum. Alleine das sollte schon stutzig machen. Wobei CEV schon bei niedrigen Wassertemperaturen von über 12 Grad ausbrechen kann und KHV eigentlich erst bei Temperaturen von über 18-20 Grad ausbricht. Bei KHV ist zudem die Symptomatik und der Verlauf meist etwas anders. Wobei man dafür schon einen Blick für das Verhalten der Koi haben muss, um das zu erkennen.

Ein bekannter Koi Arzt aus Belgien unterscheidet auch gar nicht groß zwischen CEV und KHV in der Behandlung. Er bezeichnet beides als "Viren" (vermutlich um den Besitzern die Panik vor dem Schreckgespenst KHV zu nehmen). Seine Behandlungsempfehlung ist dabei die gleiche. Und nach meiner Erfahrung funktioniert das auch sehr gut.

KHV ist viel häufiger als alle glauben. Vermutlich hat jeder größere Teichbesitzer schon einmal im Frühjahr KHV gehabt. Meist im Mai oder Juni, wenn die Temperaturen das erste Mal in den Bereich von 20-22 Grad gehen.
 
Hallo Chris, Hallo Bernhard,

eure Unterhaltung last sich sehr gut lesen.
Interessant vom Thema, aber auch vom Stil der geführten Unterhaltung.

Wobei ein Tag Pause ( gestern zu heute)mir schon etwas lang erscheint:)
 
Ich gehe auch davon aus, dass EMS in Wirklichkeit CEV ist. Wie Du schon sagst, dass Energiemangel Syndrom (EMS) gibt es eigentlich nur im deutschsprachigen Raum. Alleine das sollte schon stutzig machen. Wobei CEV schon bei niedrigen Wassertemperaturen von über 12 Grad ausbrechen kann und KHV eigentlich erst bei Temperaturen von über 18-20 Grad ausbricht.
 
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