Sauerstoff, Strömer und Pflanzen

alfriedro

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Hallo Forum!

Hier im Forum wird enorm viel Gewicht auf die Sauerstoffversorgung gelegt. Sogar Ozon (O3) wird angeraten. Ja, das Thema ist sehr wichtig und Sauerstoff ist für das Gedeihen der Tiere unstreitig lebensnotwendig.

Wie verhält es sich nun mit dem Sauerstoff und den anderen Gasen, die es ja auch gibt in unserm Teich? Was hat der Filter damit zu tun, und wie notwendig ist der Strömer wirklich? Und schließlich: Was für eine Rolle spielen die Pflanzen im Wasser? Diesen Fragen möchte ich hier mal etwas kompakt nachkommen.

Nun wird es kalt. Der Herbst ist weit fortgeschritten, die Teiche verdampfen ihre Restwärme mit schleierigen Nebelschwaden, die sich im Frühdunst auflösen. Die Fische schwimmen nur noch langsam und lassen sich alsbald auf den Teichgrund sinken. Sie stellen die Nahrungsaufnahme ein. Seerosenblätter welken, Schilf und Seggen etc. werden gelbbraun, das Leben zieht sich zurück. Wenn wir die Fische beobachten, bemerken wir, dass sie ganz ruhig atmen. Man sieht es fast nicht mehr. Das Wasser ist nun so sauerstoffgesättigt und die Stoffwechselaktivität der Fische heruntergefahren, dass sie mehr an Sauerstoff zur Verfügung haben, als sie benötigen. Die Algen stellen ihr Wachstum aus Licht- und Wärmemangel ein. Das Wasser, sofern nicht eh gut gefiltert, wird jetzt klarer. Licht dringt jetzt viel tiefer, obwohl die Tage kurz und der Sonnenstand niedriger wird. Die Bakterien in Teich und Filter arbeiten langsamer.
Alles das trägt dazu bei, dass im Wasser Ruhe einkehrt. Biologisch und chemisch. Wir lassen den Filter weiter laufen, weil wir wissen, da tut sich noch was, wir könnten den Bakterien das Leben erschweren, wenn wir ihn abstellen.
Wasser ist in der Lage mehr Gase aufzunehmen wenn es kalt wird, als im warmem Sommer. Auch CO2 ist jetzt mehr vorhanden. Irgend wann ist dann das Optimum erreicht, mehr geht nicht rein.

Nun wächst irgendwann eine Eisdecke auf der Wasseroberfläche. Für die Wasserlebewesen kein Problem. Auf dem Teichgrund sind sie sicher, an die tiefen Temperaturen haben sie sich bestens angepasst und vorbereitet. Doch ein wenig Leben ist ja noch da. Im Schlamm sind immer noch Bakterien aktiv, Insektenlarven und Fische atmen ruhig vor sich hin. Sie benötigen Sauerstoff, der allmählig abnimmt, wobei der CO2-Gehalt zunimmt. Doch das ist unter normalen Bedingungen so wenig, dass der Teich ein Jahr lang Winter haben könnte, bevor das spürbar wird. Schließlich gibt es noch Algen, die auch direkt unter dem Eis noch aktiv sein können, aber nur in geringer Zahl. Die Wasserpflanzen z.B. Elodea oder Cerastium können immernoch Photosynthese betreiben und wandeln CO2 um und geben Sauerstoff ab. Aber nur ganz wenig. Es passiert also eigendlich nichts, wenn der Teich zufriert.

Nun kommt das Frühjahr. Die Luft ist im März oft noch sehr kalt. Daher bleibt das Eis möglicher weise auf dem Teich fest geschlossen. Doch die Sonne steht schon recht hoch und trifft auf die Wasser- bzw. Eisoberfläche. Wie wir vielleicht mal gehört haben, bricht die Wasseroberfläche Lichtstrahlen so, dass sie im Wasser noch steiler werden. Sie treffen also schon recht intensiv auf den Teichgrund. Dieser wird erwärmt und wir können durch das Eis erkennen, dass die Tiere schon aktiver werden. Auch die Lebewesen im Schlamm auf dem Grund. Was passiert? Es wird mehr Sauerstoff benötigt, als aus der Atmosphäre ins Wasser gelangen kann. Die Wasserpflanzen können etwas kompensieren. Fehlen diese und ist dort unten eine dicke Mulmschicht, kann es plötzlich kritisch werden und das Wasser schlägt um, es wird milchig trüb. Die Fische sterben und mit ihnen die anderen Teichbewohner. Aus Sauerstoffmangel wurden nun andere Bakterien aktiv und gaben Fäulnisgase ab. Weicht das Eis, dringt übler Geruch in unsere Nasen. In einem gepflegten Teich kommt solch ein Horrorszenarium nicht vor. In Stillgewässern mit schlammigem Grund geschieht das regelmäßig. Die Folge von Eutrophierung.

Nun wird es Sommer, das Wasser erwärmt sich auf 18°C und auf mehr als 20°C. Alle Tiere sind jetzt voll aktiv, fressen viel und wollen sich vermehren. Wir geben ihnen reichlich Futter, was ja unser Hauptvergnügen an der Teich- und Koihaltung ist. Viel organische Substanz wird ins Wasser gegeben, umgesetzt, von Tieren und Pflanzen eingebaut, umgebaut und im Filter abgebaut. Viel Sauerstoff wird für das alles benötigt und viel CO2 entsteht. Wir wissen, dass durch die Wärme im Wasser auch weniger an Gasen gelöst werden. Und durch die Wasseroberfläche diffundiert halt nur eine bestimmte Menge.
Und jetzt kommt der Strömer in unserem Teich an die Reihe. Wir vergrößern die Wasseroberfläche mit dem Strömer. Gase aus der Luft gelangen ins Wasser, Gase aus dem Wasser gelangen in die Luft, ein intensiver Austausch entsteht. Gut so.

In einem Teich mit vielen Pflanzen und wenigen Fischen geschieht das über die Pflanzen. In einem natürlichen (oligo - mesotrophen) Gewässer herrscht hier ein Gleichgewicht. Kein Problem mit Sauerstoff oder so. Aber im Koiteich ist das anders.

Was schließen wir daraus? In ungepflegten, verschlammten Teichen kann der Strömer das Umschlagen und verderben des Wassers verhindern. In unserer "Intensivhaltung" im Zierfischteich können wir den Tieren das Leben im Sommer erleichtern und die Abbautätigkeit des Filters unterstützen.

Mal ganz ehrlich: Wofür brauchen wir den Strömer sonst? Mehr Nutzen kann uns der Strömer nicht bieten. Also verbraucht er meistens nur Strom, der Strömer.

Grüße, der Professor :wink:
 
Meine O2 Station für Notfälle in der IH. Mit dem Booster hochgedrückt auf 300Bar bringen die 4x50lt Flaschen immerhin 60000lt reiner O2. Gibt bei einer Dosierung von 50lt/Minute immerhin 24 std. reiner Sauerstoff. Zum Glück habe ich vom alten Hobby nicht alles aufgegeben ;-)
 

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mathias schrieb:
Meine O2 Station für Notfälle in der IH. Mit dem Booster hochgedrückt auf 300Bar bringen die 4x50lt Flaschen immerhin 60000lt reiner O2. Gibt bei einer Dosierung von 50lt/Minute immerhin 24 std. reiner Sauerstoff. Zum Glück habe ich vom alten Hobby nicht alles aufgegeben ;-)

Wie bringst du O2 uns Wasser? Hast du 'nen Diffuser?
 
Ist nur gedacht für Notfälle. Ueber ein Nadelventil kann ich die 300Bar auf den Liter pro Minute genau dosieren, ausströmen lassen würde ichs über Ausströmersteine. Ist zwar vielleicht nicht die effektivste Art, habe aber noch nicht schlaueres gefunden.

Gruss
Mathias
 
Müsst wohl irgend eine lange Spirale sein, damit das 02 möglichst lange mit dem Wasser in Kontakt bleibt um eine best mögliche Lösung einzugehen. / Wenn man das ganze noch etwas weiter treibt: Der nicht gelöste Sauerstoff könnte ja auch wieder eingefangen werden (nur wenn alles Luftdicht wäre), ihn dann durch einen Atemkaltfilter pressen (Drägersorb, Sofnolime, Sodasorb), um ihn von Verunreinigungen und CO2 zu reinigen, und dann das ganze wieder dem Wasser zu führen. Wäre dann so eine Art Kreislaufsystem wie es im Weltraum, unter Wasser oder in der Medizin gebraucht wird. :D
Aber hei: dann hört die Bastelei ja nie auf..und irgendwann will ich ja auch einfach meine Paddler geniessen :lol:
 
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