Spirulina in Koifutter

Molch

Business Mitglied
Da der Michael etwas Lesestoff wünschte:


Nahrungsergänzungsmittel sollen die Gesundheit fördern und das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Während viele dieser Produkte weder nützlich noch schädlich sind, geben besonders Produkte aus Blaualgen Anlass zur Sorge. In zahlreichen Fällen kam es bei Konsumenten zu Beschwerden und Unwohlsein. In einer Studie des Toxikologen Prof. Dr. Daniel Dietrich von der Universität Konstanz wurden nun in Deutschland erhältliche Blaualgen-Produkte auf Verunreinigungen mit Giftstoffen getestet. Die dabei gefundenen Schadstoffe lassen sehr an der Tauglichkeit derartiger Produkte zum menschlichen Verzehr zweifeln.
Da es sich in der Produktion von Mikroalgen und Spirulina häufig um offene Systeme handelt, kann es zu einem Mix kommen: Spirulina kann mit Algen (z.B. Grünalgen) und anderen Cyanobakterien, aber auch mit Darmbakterien (Eintrag über Vogelkot) kontaminiert sein. Als typisches Naturprodukt können auch Kleinstlebewesen (z.B. Wasserflöhe) enthalten sein. Bei einer Kontamination mit anderen Cyanobakterien ist eine Belastung mit lebertoxischen Mikrocystinen, wie von den sogenannten AFA-Algen bekannt, möglich. Inzwischen werden Spirulina aber auch aus geschlossenen Systemen angeboten, allerdings nicht so häufig wie Chlorella-Algen.

In früheren Untersuchungen wurden Schwermetallbelastungen (Blei, Cadmium und Quecksilber) durch verschmutztes Zuchtwasser festgestellt. Laut EFSA ist eine erhöhte Exposition mit anorganischem Arsen durch vermehrten Verzehr algenhaltiger Nahrung möglich.

In den letzten Jahren gab es im europäischen Schnellwarnsystem RASFF regelmäßig Meldungen über zu hohe Mengen an krebserregenden aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Spirulina, vermutlich durch Kontamination in Folge unsachgemäßer Trocknung. Seit 2015 gibt es daher PAK-Höchstwerte für Nahrungsergänzungsmittel mit Spirulina (VO (EU) 2015/1933). Immer mal wieder fallen vor allem Produkte aus Asien durch unzulässige radioaktive Bestrahlung auf. In 2020 war laut RASFF das Hauptproblem nicht deklariertes Sulfat (kann zu schweren Unverträglichkeitsreaktionen, z. B. asthmatischen Reaktionen führen), in 2021 fielen einige Produkte durch das verbotene, krebserregende Pestizid Ethylenoxid auf.
Nahrungsergänzungsmittel Algenprodukte
Aufgrund der Kenntnis der PAK-Problematik in einzelnen Algenpräparaten aus den letzten beiden Jahren wurde auch im Jahr 2012 ein Schwerpunkt auf die Überprüfung der PAK-Gehalte in insgesamt 31 Proben gelegt (18 Proben Rotalgen, Seegras u.ä. Produkte sowie 13 Proben Mikroalgenpräpate, z.B. Spirulina/Chlorella/AFA). Erneut wurden insbesondere in (Bio-) Spirulina Mikroalgenpräparaten sehr hohe Gehalte an Benzo(a)pyren (bis ca. 17 µg/kg) und anderen PAK (Summe 4 PAK z.T. über 100 µg/kg) festgestellt. Diese in Pulver- und Tablettenform im Handel angebotenen Nahrungsergänzungsmittel werden mit positiver Wirkung auf das zentrale Nervensystem des Menschen beworben. Derart belastete Proben sind also nach wie vor im Handel.
Spirulina Algen, die mit Bio-Zertifikaten beworben werden, wachsen immer in offenem Gewässer. Für Algen, die im Röhrensystem in Gewächshäusern gezüchtet werden, gibt es in Europa nämlich noch gar keine Bio-Zertifizierung. Wer also Bio-Algen kauft, muss sich bewusst sein, dass diese Algen fast alle aus offenen Gewässern aus dem asiatischen Raum stammen. Bio-geprüfte Algen werden streng kontrolliert, können aber trotzdem Verunreinigungen enthalten, da die Kontrolle der Hersteller in den Herkunftsländern nicht immer lückenlos ist.
Traditionell werden Spirulina Algen in offenem Gewässer gezüchtet. Bei dieser Kultivierungsart können Stoffe in die Algen gelangen, die dort nicht hineingehören und diese mit Substanzen verunreinigen, welche nicht nur nutzlos, sondern sogar gesundheitsschädigend sein können. Der gesundheitsfördernde Effekt kann sich dann schnell ins Gegenteil umkehren.

Bei Untersuchungen wurden in manchen Spirulina Algen Verunreinigungen in Form von Microcystinen gefunden. Dies sind Giftstoffe, die aus anderen Algen der Familie der Cyanobakterien stammen. Diese Algen wachsen zusätzlich bei unsachgemäßer Kultivierung von Spirulina und können dann in den Spirulina Algen selbst Schaden anrichten, weil sie sich miteinander verbinden. Microcystine können giftig wirken wie Knollenblätterpilze und die Leber oder Nieren dauerhaft schädigen.
Außerdem enthalten manche Spirulina Algen Schwermetalle, weil sie in verschmutzten Gewässern gezüchtet werden. Konsumiert man solche verunreinigten Algen, verkehrt sich der erwartete Effekt ins Gegenteil. Anstatt seinen Körper von Schwermetallen zu entgiften, führt man sich die Giftstoffe erst recht zu. Anzeichen für verunreinigte Algen sind meistens Übelkeit, Durchfall oder Unwohlsein. Um dies zu vermeiden, sollte man nur Algen zu kaufen, die Qualitätskontrollen durchlaufen und umfassend analysiert werden.

Die zweite Methode der Algenkultivierung ist weniger anfällig für Verunreinigungen. Bei der künstlichen Züchtung im Glasröhrensystem handelt es sich um geschlossene Monokulturen. In großen Gewächshäusern werden hierfür kilometerlange Glasröhren installiert, in denen Spirulina Algen 10 bis 12 Tage bis zur Ernte wachsen. Da das Röhrensystem in sich geschlossen ist, können Verunreinigungen ausgeschlossen werden. Fremde Algenarten, Schwermetalle, Amöben oder Pilze können in dieses System nicht hineingelangen. Verunreinigungen könnten hier nur durch das Leitungswasser entstehen. Saubere Spirulina Algen ohne jegliche Verunreinigungen aus dem Glasröhrensystem sind in der Regel auch die Algen, welche in Apotheken verkauft werden.
 
Ich muss nichts erläutern, mir reichen hier PAK, Mikrocystine usw. und die Gewissheit, dass keine Apothekerqualität ins Koifutter gelangt.

Wenn ich mir die Liste der Kontaminationen mit allerlei Stoffen im Fischmehl anschaue ist mir vor Spirulina nicht bange.

Stimmt, wenn eine Zutat kontaminiert ist, kann es bei anderen Zutaten so weiter gehen.
Das sich Grenzwerte aufsummieren und Kreuzreaktionen schädlicher Stoffe mit unbekannten Folgen auftreten, ist dann ja auch egal.
Wichtiger ist natürlich das in der Futtermischung kein Manganoxid zum Einsatz kommt.;)
 
Stimmt, wenn eine Zutat kontaminiert ist, kann es bei anderen Zutaten so weiter gehen.
Das sich Grenzwerte aufsummieren und Kreuzreaktionen schädlicher Stoffe mit unbekannten Folgen auftreten, ist dann ja auch egal.
Na ja, wenn das "dreckige" Fischmehl durch Spirulina ersetzt wird.....:cool:
Wichtiger ist natürlich das in der Futtermischung kein Manganoxid zum Einsatz kommt.
Je nach zugesetzter Menge Spirulina ist die Zugabe von Manganoxid kein Problem mehr für die Koi.:)
 
Hallo Mathias,

du hast dir viel Mühe gegeben.
Ich würde es aber nicht so dramatisch wie du im Text wieder gegeben hast sehen.
Ja, Überlegungen sind es sicherlich wert
Nur Studien aus den Humanbereich kann und sollte man vielleicht doch nicht 1 zu 1 auf den Tierbereich
übertragen.
 
Nur Studien aus den Humanbereich kann und sollte man vielleicht doch nicht 1 zu 1 auf den Tierbereich
übertragen.

Hallo Michael!

Naja, wenn Spirulina als Nahrungsergänzungsmittel mitunter ein gewisses Risiko birgt, sind doch im Humanbereich sicher andere Qualitätsstandarts gegeben. Alles was dem nicht entspricht, findet dann wohl den Weg ins Tierfutter.

Weiter musst Du die aufgenommene Menge bedenken. Bei 5% Spirulina im Koifutter und 1% Futter je kilo ist die Aufnahme deutlich mehr, als beim Mensch.
Grenzwerte bedenklicher Substanzen wurden dementsprechend für den Humanbereich festgesetzt.

Zum Vergleich:
Mensch 0,02-0,05 gramm tägliche Menge je kilo Körpergewicht
Koi 0,5gramm
Bei der Tosaiaufzucht sind es mitunter auch 1,5gramm in Relation.

Ein gewisses Risiko ist schon gegeben, daher kommt Spirulina für mich nicht in Frage. Ist halt eine Einstellungssache.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie sieht es denn mit der Wirkung des Spirulina aus? Sicher kann man hier keine experimentellen Werte ermitteln, aber wenigstens subjektive Erfahrungen?
Gruß taxus
 
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