Der Bau eines Koiteiches für artgerechte Koihaltung

Ist manchmal wie im Kindergarten... :cool:;)

Und wenn es jetzt noch möglich wäre die bereits erstellten Beiträge hierher zu verschieben, dann wäre der Ansatz schon mal rund. ;)
Grüße Micha
 
Na gut.
Ein paar grunsätzliche Gedanken und Anregungen von meiner Seite dazu.

Karpfen/Koi sind sehr genügsame Fische und sehr leicht zu halten. Sie sind über einen gewissen Zeitraum auch sehr belastbar, fressen fast alles, tolerieren Temperaturen von 1°C bis über 30°C, gewöhnen sich sogar an die Anwesenheit von Menschen usw, usw.

Damit sie in unseren Hälterungen/Teichen auch eine lange Zeit überleben können, müssen wir ihnen wirklich nicht sehr viel bieten. Wichtig ist zunächst die Größe und die Qualität des Wasserkörpers, angemessene Strömungverhältnisse, artgerechtes Futter, dunkle Hintergrundfarben im Teich, die richtige Gruppenzusammensetzung und die Abwesenheit von Unwohlsein und anderen Stressoren, wie z.B. Krankheiten.

Wir berücksichtigen dies und bauen einen Teich dann nach unseren Möglichkeiten und eigenen Vorstellungen. So entstehen ganz ansehnliche Anlagen mit viel Kubikinhalt, mit steilen Wänden ohne Flachwasserzonen aber mit ordentlichen Filterungen, Max-Power-Pumpen die eine optimale Strömung zum Bodenablauf ermöglichen sollen. Eine automatische Steuerung und eine Anlagen-Überwachung möglichst, per Schmaartfoneäpp :-) ist auch nicht schlecht. Für den Winter vielleicht eine Teichheizung und für den Sommer ein Sonnensegel, damit man sich die eigene Glatze nicht verbrennt. Bonsai fehlen noch. Fertig. Im (ovalen) Beton- oder Folien-Teich ist nachher nur das glasklare Wasser und ein bunter Schwarm Fische. Alles ist von überall leicht einsehbar und rundherum pflegeleicht.


Im Frühjahr kommt dann regelmäßig ein Koi-Vet. Zwecks der Sicherheit. Alles Okay!? Dann gibt’s vielleicht etwas Lob und Anerkennung für die gelungene neue Anlage und die guten Wasserwerte. Eine leichte „Aufsalzung“ wird vielleicht noch empfohlen, falls die Fische noch etwas gestresst wirken. Und Tschüss.
So, in etwa, sieht es doch aus, oder nicht!?

Aus der Perspektive vieler Koi-Halter gibt es für solch gelungenen Anlage sicher eine Note gut bis sehr-gut.
Aus der Sicht eines Karpfen/Koi gebe es in diesem Fall aber sicher nur die Note ausreichend.

Und warum bekämen wir vermutlich nur ein ausreichend?

Weil wir i.d.R. ihren Komfort-Bedürfnissen einfach nicht gerecht werden.

Weil wir und die Koi-Profis, die Teichbauer u. Koi-Händler, die Blogger und Facebooker, die Koi-Bilderbuchautoren kaum etwas über die Ethologie unserer Karpfen wissen oder einfach nicht darüber nachdenken. Das wird nicht thematisiert.

In den heute üblichen Hälterungen/Teichen können wir Karpfen über viele Jahre und bei guter Gesundheit halten. Dennoch sollte es uns doch auch darum gehen, dass Wohl der Fische zu verbessern. Tierwohl ist nämlich mehr als Tiergesundheit.

Es sind sehr genügsame Friedfische und sie haben alle ihren eigenen Charakter. Da gibt’s die Ängstlichen und die Draufgänger, die Gemütlichen und die Beunruhigten. Viele ziehen gern umher, im Schwarm oder auch allein. Neugierig sind sie und lernfähig. Sie halten sich von Natur aus gern an der Oberfläche auf und nach einer guten Mahlzeit chillen sie auch gern einmal. Sie sind unberechenbar, wissen alle erfahrenen Karpfen-Angler.

Es gibt Anzeichen für ihr Wohlbefinden. Deutlich wird dies u.a. durch Nutzung ihrer Wahlfreiheiten in ihrem Lebensraum, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt sich zwischen verschiedenen Aufenthaltsbereichen zu entscheiden. Mal bevorzugen sie stehendes Wasser oder einen Bereich mit Strömung, innerhalb oder außerhalb des Schwarms, im Licht oder im Schatten, unter einer Deckung oder im Freiwasser, über dem nackten Boden oder über Substrat, in tiefen oder flachen Zonen, in warmen oder kalten Bereichen, usw. An ihrem Erkundungsverhalten (Neugier) und Erwartungsverhalten (Vorfreude auf bevorstehende Fütterung) lässt sich ihre aktuelle Stimmungslage auch etwas erkennen. Etwas Nahrung brauchen/wollen sie natürlich immer, sofern sie gesund sind.

Für die Fische ist diese Wahlfreiheit sicher von großer Bedeutung. Denkt doch einmal darüber nach. Wenn ihr eine/einen Tierärztin/Arzt in greifbarer Nähe habt, fragt sie/ihn mal nach ihrer Meinung darüber. Die Blogger (MK) könnte man auch mal an-triggern.

Schaun wir mal :)

Quellenangaben: Hab ich irgendwo auch
 
Wie sind denn helle Hintergrund-Farben möglich?
Die werden doch sowieso mit Algen überzogen. :oops:
 
Ist manchmal wie im Kindergarten... :cool:;)

Und wenn es jetzt noch möglich wäre die bereits erstellten Beiträge hierher zu verschieben, dann wäre der Ansatz schon mal rund. ;)
Grüße Micha

Naaa ;)
Danke Mikrobe :cool:
Jörg , bei dir les ich raus ( Quellenangaben wären wirklich toll ) das so ein " pflegeleichter " Teich sich nicht mit dem Wohlfühlbefinden der Koi ( nennen wir die ruhig mal so , denn der Grossteil hier hält sich ja Diese ) deckt , oder ?
 
Für die Erstellung einer Literaturliste müsste ich viel Zeit investieren.
Nur ein Beispiel:
Die Wirkung des Lichts auf das Verhalten und das Wachstum der Fische.

-Werner Baur u. J. Rapp, Gesunde Fische, Parey 1988, Kapitel 1.2.2.3.2 Licht

-Reichenbach-Klinke, Krankheiten und Schädigungen der Fische, Gustav Fischer Verlag, 1980, Seite 385, Schäden durch Lichtmangel und Überbelichtung.

- Werner Steffens, Der Karpfen, Die neue Brehm, 2008, Seite 74, Licht

- u.v.a.

Wer von den Lesern hier prüft das schon nach?
Quellenangaben gibt's daher nur im Ausnahmefall.

Auch in einem pflegeleichten Teich kann man die genannten Wahlmöglichkeiten für Koi einrichten. Auch nachträglich lässt sich in der Hinsicht etwas verbessern.
 
Moin, das finde ich klasse, wenn sich hier jemand als Oberlehrer hinstellt und eigendlich nur andere Leute zitiert. :mad: Vielleicht stellst du mal deinen Teich vor.
 
Ich habe die drei Extreme der Koihaltung bei mir am Grundstück. Blitzeblankes überbesetztes Betonkoibecken am Haus, Innenhälterung dauerhaft besetzt mit künstlichem Licht und einen Mudpond ohne Filter der nur mit Wasser, Luft und eventuell etwas Strömung versorgt wird und einer ordentlichen Schlammschicht. Wenn ich den Eindruck habe, ein Koi fühlt sich im Becken nicht so wirklich wohl, dann darf er ein paar Wochen oder Monate in den Mudpond (Naturteich mit Lehmboden als Abdichtung). Danach ist er wieder gut drauf und strahlt in jeder Hinsicht. Im Naturteich gibt es für einen Koi einfach mehr Leben. Den Naturteich haben einige schon bald 20 Jahre überstanden, trotz Reiher. Allerdings muss man sich in so einem wirklich artgerechtem Umfeld für den Koi von klarem Wasser verabschieden, egal mit welchem Filter man es schon versucht hat. Problematisch kann es werden bei starkem Parasitenbefall wie z.B. Fischegel. Diese sind in einem Naturteich nur schwer zu bekâmpfen ohne den Teich trocken zu legen.
 
Schönes Ökosystem Jörg.

Ich hab hier sicher kein Ökosystem.
Bin aber bemüht es meinen Fischen so angenehm naturnah wie möglich zu gestalten.
Habe nachdem MK bei mir war, seine Empfehlung betr. besserer Strömung auch umgesetzt. In einer Ecke im Teich habe ich nun noch eine kräftige Strömungspumpe liegen. Manchmal läuft die mit.
Meine Innenhälterungen (MK Blog #2449) betreibe/fahre ich jetzt auch anders. Den Fischen bekommt die Umstellung offensichtlich ganz gut. Ist mal ein anderes Thema.
 
Doch, natürlich hast du das. Sicherlich keins, was sich selbst regulieren kann, aber das ist bei (fast) allen künstlich angelegten Ökosystemen der Fall.
 
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