Hi Andreas,
Kin-gin-rin schrieb:
Hallo geschätzter Untertan 8)
immer diese Royals ... gib' ihnen den kleinen Finger und schon heben sie ab ... :lol:
spielst du damit auf den sagen wir mal Bakterienrasen im Teich an, der bei Vernünftiger Fütterung den Filterausfall kompensiert?
Eure Hoheit denken mit ...

Unverkrampft gesehen, ist jede Oberfläche im Teich unterhalb des Wasserspiegels ein Stück vom Filter. Die Mikroorganismen siedeln, wo sie siedeln können. Es wäre interessant, mal zu quantifizieren, wieviel Abbauleistung am Ende tatsächlich auf den Filter entfällt. In so manchem Teich wird diese Abbauleistung im Filter im Vergleich zu den übrigen, in der Summe grösseren Flächen diverser Wandungen kaum erwähnenswert sein.

Entscheidend ist, dass die Nahrung für den "Biorasen" zum Biorasen kommt. Dafür braucht es Strömung. Ist die gegeben, wird unter den Winzlingen ganz heftig um die Plätze in der ersten Reihe gekämpft. Wer mal einen Abstrich von der Teichfolie unters Mikroskop gelegt hat, weiss was ich meine. New York City ist im Vergleich zu dem Gewusel eine Kuhdorf ... 8)
Bezüglich der Notwendigkeit einer Filterung im Winter muss man beide Komponenten, also besiedlungsfähige Substratfläche in Teich und Filter, so wie die notwendige Anströmung dieser Flächen sehen.
Lege ich Filter und Pumpe lahm, fehlen Fläche und Anströmung, was zu einer deutlichen Abnahme der Abbauleistung führen müsste. Wenn die dennoch verbleibende Abbauleistung ausreicht, dn anfallenden Dreck zu zerlegen und unschädlich zu beseitigen, geht alles gut. Oft ist es aber so, dass mehr abbaufähiger Dreck anfällt, als gleichzeitig abgebaut wird. Reichern sich abbaubare Stoffe (bestes Bakterienfutter) im Wasser an, wird der Wasserkörper selbst zunehmend zum Medium, in dem auch frei dahin dümpelne Bakterien satt werden. Denen ist es wiederum sowas von egal, ob sie sich ein paar Krümel Fischkot oder aber eine mindestens ebenso schmackhafte Fischflosse greifen. Die Keimdichte im Freiwasser und die Artzusammensetzung dieser Keimbelastung sind wesentliche Faktoren für "Flossenfäule" ... Der Fisch wird in der Suppe praktisch bei lebendigem Leib von Bakterien angefressen.
Deshalb gilt es, ganzjährig einen Zustand zu vermeiden, bei dem in Grössenordnungen frei dümpelnde Bakterien im Wasserkörper ausreichend Nahrung finden und somit der Standortvorteil der sesshaften Kollegen ausgehebelt wird. Das geht über eine entsprechend grosse Substratfläche, die angeströmt wird ... und das im Sommer, wie auch im Winter.
Jetzt noch mal, ohne Euer Durchlaucht damit ansprechen zu wollen ... :lol:
... zum Thema biologische Aktivität von "Filterbakterien", bei dem sich hier der eine oder andere zum Sachverständigen berufen fühlt. Ich habe keine Idee, warum sich der Aberglaube so hartnäckig hält, dass unter 8°C in einem Filter rein biologisch tote Hose wäre. Ganze Seen sticken im Winter unter der Eisdecke aus, weil durch eine Schneedecke auf dem Eis nicht ausreichend Licht ins Wasser kommt, um die Photosynthese auf Trab zu halten. Das Wasser unter dem Eis hat garantiert weniger als 8°C und trotzdem geht der O2-Gehalt in die Knie. Warum, wenn doch die mit dem Abbau organischer Masse beschäftigten Mikroorganismen angeblich in Kältestarre verharren? Einzig logische Antwort ... da unten verharrt man nicht. Es wird munter verstoffwechselt, was an brauchbarer Nahrung im Angebot ist. Dabei wird beim auch im Gartenteich gewollten aeroben Abbau lustig oxydiert und dabei Sauerstoff verbraucht. Wird der knapp, geht es nicht nur den Fischen schlecht.
Wenn man um diese Zusammenhänge weis, kann auch recht einfach nachprüfen, wie aktiv denn der Filter ist. Heinz (Sanke56) hat das im letzten Jahr getan und mit Hilfe der erfassten Daten seinem Filter auf die Sprünge geholfen. Die Messreihe lief bis in den November 2007, während sich die Wassertemperatur in seinem Teich unter 8°C begab. Unter dem Link:
http://www.lfvb.org/downloads/Wasserwerte-Heinz.pdf habe ich das entsprechende Diagramm mit dem Einverständnis von Heinz mal online gestellt. Gemessen wurde im Zulauf (Vortex) des Kammerfilters (hellblaue Linie) und in der letzten Kammer (dunkelblaue Linie). Die rote Line im Diagramm bildet den über die Differenz des O2-Gehaltes zwischen Vortex und letzer Kammer, sowie dem gegebenen Flow der Pumpe errechneten Sauerstoffverbrauch in Gramm/Stunde an. Der Rest erklärt sich von selbst. Die Kurve des errechneten O2-Verbrauches läuft mit dem Ende der Messungen am 23.11. gegen Null, weil der hinterlegten Formel ab dem Datum keine Eingangswerte mehr geliefert wurden.
Man sieht sehr schön, dass der O2-Verbrauch/h mit abnehmender Wassertemperatur zwar sinkt, aber auch bei knapp unter 8°C noch ganz nett Leben in der Bude ist. Angesichts solcher Daten ist es dann nicht nachvollziehbar, wenn hier teils gleichermassen energisch, wie unsachlich der Standpunkt vertreten wird, ein Filter sei unter 8°C biologisch nutzlos. In meinen Augen zeigt das schlicht, dass da jemand an der Tastatur sitzt, der nicht wirklich weis, wovon er/sie schreibt.
Die Biologie auf sämtlichen Oberflächen im Teich arbeitet auch bei kalten Wassertemperaturen. Sie wird zwar langsamer, weshalb der O2-Verbrauch / Zeiteinheit abfällt, aber sie schindert mit "klammen Fingern" weiter. Wo man kann, sollte man sie deshalb schindern lassen.
Viele Grüsse
Lars