„Um Kontaminationen mit Keimen aus der Luft zu vermeiden, muss die Probe schnell wieder in den Behälter eingedreht werden.“
Hallo
Zurück von der tropischen Nordseeküste beende ich nun meine Ferien in der ebenso tropischen Zentralschweiz. Im kühlen Keller fand ich ein angenehmes Plätzchen um wieder einmal in meinen angesammelten Daten und Unterlagen betreff Keimzahlen zu stöbern. Dabei bin ich auf die oben eingestellte Zeile gestossen, die im Text zum Umgang mit Tauchnährböden zu finden ist (Seite 17 im Thread).
Eine Kontamination dieser Nährböden mit Keimen aus der Luft ist möglich. Weht bei der Probenahme ein Lüftchen oder Wind ist die Wahrscheinlichkeit grösser als bei Windstille. Bei solchen Kontaminationen aus der Luft, zeigt sich das Bakterienwachstum meistens als aerobe Sporenbildner (sehr oft als schwärmende Kolonie erkennbar) oder als Schimmelpilz.
Als ich dazumal die Umgebungsluft meines Teiches beprobte, wandte ich zwei verschiedene Methoden zur Ermittlung der Luftkeimzahl an. Bei der „Sedimentation“, der passiven Luftkeimmessung, hatte ich vorbereitete Nährbodenplatten für die Gesamtkeimzahl und Schimmel, an verschiedenen Orten auf und um den Teich aufgestellt. Die Platten wurden dann ohne Deckel 5 Minuten liegen gelassen. So konnten sich keimbeladene Sedimente oder Schimmelsporen auf dem Agar absetzen und sich die Bakterien bei anschliessender Inkubation vermehren. Als Resultat wird bei dieser Methode die Anzahl Bakterien-Kolonien (KBE) pro Platte angegeben.
Die zweite Ermittlung erfolgte durch einen „Air Sampler“ (aktive Luftkeimmessung). Hier wurde eine gewünschte Menge (Liter) an Umgebungsluft durch ein sterilisiertes Gerät angesaugt und auf eine integrierte Nährbodenplatte geleitet. Auch hier muss der Nährboden bebrütet werden, wobei das Resultat aber in KBE/m3 Liter Luft angegeben wird. Da hier Luft angesaugt wird, ist auch immer eine höhere Keimbelastung als bei der Sedimentation zu erwarten. Diese Methode findet ihre Anwendung auch zur Kontrolle von Reinräumen.
Die Ergebnisse der Umgebungsluft meines Teiches gestalteten sich wie folgt: Bei der Sedimentation zeigte sich eine durchschnittliche Belegung aller Platten (je 5 GKZ und Schimmel) und bei einer Aufstellzeit von je 5 Minuten, eine Keimzahl von 6 KBE/Platte. Ein Schimmel wird als Kolonie gewertet. Bei der Aufstellzeit von einer Minute, zeigte sich ein durchschnittliches Bakterienwachstum von 0.2 KBE/Platte.
Beim Air Sampler, wo Luft angesaugt wurde, waren die Zahlen dementsprechend höher. Bei ebenfalls je Agar 5 gefassten Proben, lag der Durchschnitt bei 1‘300 KBE/m3 Liter Luft. Das Wachstum von Schimmel zeigte bei diesem Verfahren klare Dominanz.
Da man kaum bei Sturm Proben mit DipSlides erhebt, finde ich das Sedimentations - Verfahren für die Luftkeimsammlung am Teich realistischer. Werden Proben mit Tauchnährböden bei ruhigem Wetter oder Windstille und in der empfohlenen Zeit des Beipackzettels von knapp 10 Sekunden gefasst, wird die Kontamination dieser Slides aus der Luft kein grosses oder überhaupt kein Thema sein.
Ja diese Keimzahlspielereien sind ja
das Eine und nicht jeder ist gleichermassen daran interessiert aber dennoch ist mir beim Schreiben dieses Textes
das Andere wieder einmal vor Augen geführt geworden.
Die Keimzahl des Teichwassers eines gut geführten Koiteiches beträgt nach meinen Erfahrungszahlen aus über 40 Teichen, ca. 20 – 30 Tausend KBE/ml. Viele Koihalter folgen den Empfehlungen der FishDoc’s und versuchen diese unter 10‘000 KBE/ml zu halten.
Wenn wir nun die Luftkeimzahl pro m3/l des Air Samplers auf den Milliliter rechnen, erhalten wir den Wert von 1,3 KBE/ml. Unsere Luft die wir einatmen ist bakteriell viel weniger belastet als unser Koi-Wasser.
Ziehen wir noch den Sauerstoffgehalt hinzu der im Wasser bei 20°C noch 9.1 mg/l beträgt und uns in der Atmosphäre mit rund 200 g/l zur Verfügung steht (aus Patient Koi, Dr. Sandra Lechleiter) erkennt man schnell, dass der Lebensraum unserer Fische doch so anders ist als der unsere.
Eine Erkenntnis die so selbstverständlich und logisch erscheint und trotzdem jedes Jahr wieder jene Koi durch träge und spärlich informierte Halter verabschieden lässt.
Gruss Dany
