Wie füttert man seine koi richtig?

ludger

Mitglied
Da diese doch hochinteressante Diskussion immer mehr aus dem Ruder läuft, möchte ich hier mal das zusammen fassen was mir in dem anderen Fred am wichtigsten erscheint.
Ich hoffe das die üblichen Verdächtigen hier mal etwas die Finger von den Tasten lassen und versuchen, genau wie ich, was aus den hoffentlich noch kommenden ANtworten von Mikrobiologe zu lernen. :roll:

Mikrobiologie schrieb:
Hallo Ludger,
ludger schrieb:
Den 1-2 Std Rhytmus setze ich erst ab 21 Grad ein. 16-20 Gtad 5 x / Tag. Das gute Wachstum meiner Koi spricht zumindest nicht dagegen.
warum sollte ein Überangebot an Futter nicht zu gutem Wachstum führen?
ludger schrieb:
Sollte denn wirklich die seltene Gabe von Futter besser sein? Ich kann mir das grad echt nicht vorstellen.
Bis vor einiger Zeit habe auch ich die Meinung vertreten, häufigeres Füttern erhöht die Effektivität des Futters für die Koi. Diese Ansicht ist wohl nicht richtig. Koi haben bekanntlich keinen Magen, der in anderen Tieren als „Vorratsspeicher“ (neben dem eigentlichen Zweck der Verdauung) dient. Selbst unter optimalen Bedingungen braucht ein Koi 4-6 Stunden bis er das Futter nahezu vollständig verwertet hat. Daher ist es auch nicht überraschend, dass bei Fütterungsversuchen von Karpfen eine Futterfrequenz von 4 mal am Tag sich als optimal erwiesen hat um das Futter besonders effizient zu verwerten. Die Frequenzen 1-2 mal und 6-7 mal zeigten schlechtere Ergebnisse. Besonders ungünstig bezüglich der Futterverwertung erwiesen sich die Selbst-Feeder.
Zur Erklärung dieser Ergebnisse wurde auf die Tatsache verwiesen, dass der Karpfen/Koi bei Futteraufnahme, vereinfacht ausgedrückt, erst mal Platz für das neue Futter in seinem Verdauungstrakt schafft. Das neue Futter regt die Peristaltik des Verdauungstraktes an. Er scheidet vorher gefressenes Futter teilweise aus, egal ob es schon vollständig verdaut ist, oder die verwertbaren Bestandteile in der aufgeschlossenen Futtermasse absorbiert wurden. Daher geht ein Teil des Futters ungenutzt durch den Koi und belastet die Biologie des Teiches. Ein höherer Fettgehalt verstärkt diesen Trend, wobei hier noch weitere Effekte hinzukommen. Durch hohe Fettgehalte und hohe Futterfrequenz wird die Absorbtion von Phosphat gestört, es entsteht ein Defizit an Phosphor im Koi. Außerdem wird die Verdaulichkeit der Proteine reduziert. Keine Rolle spielte die Fütterungszeit, egal ob am Tage oder in der Nacht, die Verwertung des Futters zeigte keinen signifikanten Unterschied.
Häufiges Füttern, besonders von Futter mit sehr hohem Protein und Fettgehalt, belastet den Geldbeutel, die Koi und die Teichbiologie. Die Effizienz des Futters kann, je nach vorhandenen Parametern, gut 15-20% reduziert sein. Um die gleiche Größenordnung erhöht sich die biologische Belastung des Systems.
Interessanterweise führten vergleichbare Versuche mit Regenbogenforellen zu einem etwas anderen Resultat. Hier waren unterschiedliche Futterfrequenzen nicht so entscheidend bei der Futterverwertung.
Gerne wird bei diesem Thema das natürliche Fressverhalten der Karpfen/Koi angeführt. Dies ist aus meiner Sicht nicht so ohne weiteres zulässig. Die Parameter der Naturhaltung und Teichhaltung sind nicht miteinander vergleichbar. In der Natur frisst der Karpfen solange er was findet (man weiß ja nie wie lange es was gibt), er muss dafür nicht bezahlen und wenn er den Standort durch sein Fressverhalten „vergiftet“ hat, wechselt er ihn und schwimmt weiter. All dies trifft für den Koiteich wohl kaum zu.
ludger schrieb:
Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Ich belehre nicht. Ich gebe Informationen. Was der Einzelne damit anfängt ist seine Sache.

Es gibt viele Mythen in der Koihaltung und speziell beim Futter (z.B. die ach so bösen Kohlenhydrate). Dass das stetige Füttern per Automat (10-15 mal) besser sein soll als das "zugeteilte" (4 mal) Futter gehört inzwischen aus meiner Sicht auch zu diesen Mythen.

ludger schrieb:
Danke für diesen ausführlichen Bericht.
Gibt es diese Untersuchung im Netz irgendwo zu lesen?
Es hört sich recht plausibel an und es wäre ja kein Problem den AUtomaten auf alle 4 Std ein zu stellen (im Sommer).
Was mich etwas skeptisch werden lässt, ist die Leerung des Darms wenn der Koi wieder Futter auf nimmt wärend das zuvor gefressene noch im Verdauungsprozess sitzt. Müsste man aber beobachten können.
Aber teheoretisch müsste Koi verhungern, wenn er konstant durchfuttert (Pendelautomat oder Futterband) Irgendwie hab ich da ne Blockade.

Mikrobiologie schrieb:
Hallo Ludger,
ludger schrieb:
Gibt es diese Untersuchung im Netz irgendwo zu lesen?
es gibt sie im Netz, aber sie ist nicht frei erhältlich.
ludger schrieb:
Was mich etwas skeptisch werden lässt, ist die Leerung des Darms wenn der Koi wieder Futter auf nimmt wärend das zuvor gefressene noch im Verdauungsprozess sitzt. Aber teheoretisch müsste Koi verhungern, wenn er konstant durchfuttert (Pendelautomat oder Futterband) Irgendwie hab ich da ne Blockade.
Dein Ansatz ist nicht korrekt. Vereinfacht gesagt, der Koi braucht 20 cm Verdauungstrakt für die Aufnahme neuen Futters. Daher schiebt er alles 20 cm weiter, um diesen Platz vorne zu schaffen. Dafür werden dann die letzten 20 cm entleert. Hatte er genug Zeit und/oder gut verdauliches Futter sind die Verluste an Nährstoffen nicht sehr hoch. Kriegt er alle paar Minuten die Möglichkeit Nachschub zu futtern, vielleicht noch schwer verdauliche Kost, sind die Verluste schon höher. Für die Aufrechterhaltung des Stoffwechsels bzw. der Substanz des Koi sollte es in warmen Zeiten immer reichen. Es sei denn, Du fütterst nur gekochten Mais.
Dieses Verfahren der Futteraufnahme könnte eine Erklärung sein, warum die Koi fressen ohne Ende bzw. ohne Sättigungsgefühl. Sie schieben die Nahrung quasi durch den Verdauungstrakt bis sie hinten wieder rauskommt.

Mikrobiologie schrieb:
Hallo Thorsten,
GM-Koi schrieb:
Wenn ich 1 - 1,5 Prozent Futter am Tag zu verfüttern habe, kann ich mir dennoch nicht vorstellen, das es besser sein soll, wenn ich diese Menge in 1-2 mal verfüttere.
In meinen Ausführungen steht:
Mikrobiologie schrieb:
Die Frequenzen 1-2 mal und 6-7 mal zeigten schlechtere Ergebnisse.
GM-Koi schrieb:
Die Futtermenge bleibt schließlich gleich, ob ich nun 1-2 mal oder 5-6 mal über den Tag verteilt füttere.
Für die Futtereffizienz ist nicht so sehr die Futtermenge entscheidend. Hier geht es um die richtige Balance "neues Futter zu altem, noch nicht ganz verdautem Futter", welches der Koi dafür aus dem Verdauungstrakt ausscheidet. Andere Parameter lasse ich jetzt mal außen vor.

ludger schrieb:
Das leuchtet ein.
Wenn aber Koi nur sehr kleine Portionen bekommt, ist der Darm nie ganz voll oder ganz leer, so rein von der Logilk
Oder mal so gesagt. Wenn ich die Portion, die ich alle 4 Std Füttere, über den Zeitraum von 4 Std in kleinen Portionen gebe, so das der Darm quasi nicht gefüllt wird, müsste der Verdauungsprozess doch wenigstens genau so effektiv sein.
Sorry, aber ech kompliziert das so hin zu nehmen, auch wenn ich den Ansatz echt toll finde.

Kann man die Untersuchungsergebnisse denn kaufen? Ich würde das liebend gerne mal lesen. Ich kann mir vorstellen, das da auch die ingredienzen die am besten verdaulich sind dort beschrieben wurden.

Also bitte :!:
 
Hi Mikrobe,

deine physiologischen Erklärungen bzw. die Ergebnisse dieser Studie sind plausibel und decken sich mit meinen Erfahrungen. Hab ich ja schon geschrieben.

Was mich mal interessieren würde, ist, wie die Temperaturabhängigkeit des Verdauungszyklus ist. Hab vor vielen Jahren mal ein Referat von einer Koi-Doktorin erlebt, die behauptet hat, dass von 2h bei 25°C der Verdauungszyklus bis über 15h bei Temperaturen unter 10°C dauert.

Deckt sich das mit deiner Studie oder wurde da bei konstanten Temps geforscht?
 
@ Mikrobiologe
Wie würde ein Futter aussehen, wenn du eines bauen würdest?
Sprich welche Ingredienzen würdest du verwenden?
Und warum? Bisher basiert unser Wissen doch mehr oder weniger auf Theorien und angeeignetes Halbwissen. Vielleicht kannst du da etwas Licht rein bringen, wäre toll.
 
Jetzt wird es interessant :D
Ich würde aber gerne eine Gegenstudie einholen, bezüglich Anzahl der täglichen Fütterungen.
Und zwar von Wolfgang (Kampai). Ich kenne sowohl Wolfgang als auch Mikrobe persönlich und ich bin mir sicher, die beiden wären ein gutes Team.
Wolfgang schreibt in seiner Futterinfo, 0,5-1% des KG, 3-4 mal täglich füttern. Noch besser wären 15-18 Portionen, soweit Futterautomat vorhanden.
Damit diese Diskussion schön sachlich bleibt, würde ich vorschlagen, Mikrobe und WR (sofern beide sich beteiligen) legen ihren Standpunkt (mit Literaturnachweisen) Ludger per PN dar und er veröffentlicht diese Beiträge SACHLICH (ohne Spitzfindigkeiten :lol: ) hier in dem thread, wie ein Moderator sozusagen. Natürlich muss auch Ludger Lust haben.

Viele Grüsse
Hans
 
Klar bin ich dabei. FInde das Thema ja selber hoch interessant.
Wobei Mikrobe ja schon den Nachweis geliefert hat. Auch wenn man für die ganze Studie was zahlen muß, kann man in der Zusammenfassung schon erkennen das beim Schuppenkarpfen seine Darstellung die größten Erfolge brachte.
Allerdings denke ich das die Diskussion hier öffentlich bleiben sollte und nicht über PN, denn auch Rolf und andere haben sicher gute und fachkundige Fragen zu dem Thema. :wink:
 
Allerdings denke ich das die Diskussion hier öffentlich bleiben sollte und nicht über PN, denn auch Rolf und andere haben sicher gute und fachkundige Fragen zu dem Thema :wink:

Das wäre natürlich vorzuziehen, aber ich habe Angst um die Sachlichkeit, leider blieb die in der Vergangenheit zu oft auf der Strecke :wink:
Und dann wurden Themen geschlossen, von Moderatoren, statt sie zu moderieren :wink:

Aber ich bin gespannt :D

Viele Grüsse
Hans
 
Hallo Rolf,
aixkoi schrieb:
Hab vor vielen Jahren mal ein Referat von einer Koi-Doktorin erlebt, die behauptet hat, dass von 2h bei 25°C der Verdauungszyklus bis über 15h bei Temperaturen unter 10°C dauert.
Die Datenlage für Karpfen ist hier relativ dürftig. Ergebnisse sind sehr stark vom Versuchsaufbau bzw. der Parameter abhängig.
Entleerung Verdauungstrakt bei 9°C ca. 4-6% in der Stunde.
Entleerung Verdauungstrakt bei 27°C ca. 28-33% in der Stunde.
Bis 12°C ist die Verdauung der Futterbestandteile, mit wenigen Ausnahmen, relativ wenig beeinflußt. Die Abnahme der Verdaulichkeit folgt der Regel "Fette < Kohlenhydrate < Proteine". Proteine werden bei niedrigen Temperaturen noch am besten verdaut.
aixkoi schrieb:
Deckt sich das mit deiner Studie
Das ist nicht meine Studie. :wink:
aixkoi schrieb:
oder wurde da bei konstanten Temps geforscht?
Da wurden 25°C und 17°C als Parameter für Karpfen verwendet. Die Temperaturunterschiede hatten keinen deutlichen Einfluß auf die Ergebnisse.
 
Für mich als Koi Anfänger und sicher auch für viele andere hier wäre das Thema sicher total interessant. Mich und viele andere würde aber auch interessieren wer hinter den nichtsagenden namenlosen Nicknamen steckt. Im i-Net kann sich ja jeder einen schönen Namen geben – ich wüsste aber schon gerne was für eine Bildung/Hintergrund dem Wissen zugrunde liegt. Eine blosse Interpretation von übersetzten er-Googelten englischen Texten bringt mir da nicht sehr viel. Da wäre eine Vorstellung des eigenen Teiches, der eigenen Fische und der eigenen Technik sowie eine Angabe des abgeschlossenen Studiums sehr hilfreich um Schaumschläger und Güllegrubenbesitzer von Profis zu unterscheiden. Ist wie immer nur meine persönliche Meinung und kein Angriff auf irgendjemand.

lg aus den Alpen,
Mathias
 
Mich und viele andere würde aber auch interessieren wer hinter den nichtsagenden namenlosen Nicknamen steckt. Im i-Net kann sich ja jeder einen schönen Namen geben – ich wüsste aber schon gerne was für eine Bildung/Hintergrund dem Wissen zugrunde liegt.

Hallo Mathias,

ich kann dir versichern, sowohl Bildungsgrad als auch Tätigkeit passen :D
Angestellter Dipl. Biologe kurz vor dem Ruhestand (na,ja vermute ein paar Jahre fehlen schon noch :lol: ).
Wäre ich Angestellter, würde ich vielleicht meine Idendität auch NICHT preisgeben, es soll user geben (mind. 1 ist bekannt), die drohen schon mal Brieflein an den Arbeitgeber.

Viele Grüsse
Hans
 
aixkoi schrieb:
Was mich mal interessieren würde, ist, wie die Temperaturabhängigkeit des Verdauungszyklus ist. Hab vor vielen Jahren mal ein Referat von einer Koi-Doktorin erlebt, die behauptet hat, dass von 2h bei 25°C der Verdauungszyklus bis über 15h bei Temperaturen unter 10°C dauert.

Ja Rolf, das kommt schon hin.

25°C - 2 h
15°C - 6 h
5°C - 18 h
 
°°

Hi Mikrobe und Ekki,

wenn wir jetzt mal den Temperaturverlauf der letzten 2-3 Jahre hier in der Voreifel zugrunde legen, so hatte ich von Mai bis Oktober mehrheitlich um die 20°, da dann im Sommer die Heizung zuschaltet :evil: . Ein bis zwei Wochen waren es mal 22-24°C.

Gehen wir mal davon aus, dass in diesem Temperaturfenster ein Verdauungszyklus um die 4h dauert, der Koi also diese Zeit benötigt, um - gutes Futter vorausgesetzt- dieses optimal in Energie umzuwandeln, so ergibt sich doch eine Fütterungshäufigkeit von 3-4x- ohne Nachtfütterung :wink: .

Wenn ich jetzt bei 20° stündlich via Automat füttere, würde doch ein Teil der vorherigen Fütterungen nicht gänzlich verdaut wieder ausgeschieden.
Bitte korrigiert mich, wenn hier ein Denkfehler vorliegt. :idea:
 
Die Frage dabei wäre doch, ob es sich bei der Darmleerung um einen AUtomatismus handelt, oder wird da Platz gemacht wenn viel nach kommt.
Wenn erstes der Fall wäre, würde wenig und oft ja mal so richtig falsch sein.
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Koi immer seinen Enddarm komplett entleert, wenn neues Futter in den Teich kommt.

Solche Energieverschwendung richtet die Natur eigentlich nicht ein.

Denn was wäre, wenn der Koi wegen Nahrungskonkurrenz dann nur 1 - 2 Pellets ergattern kann, voher aber eine große Menge unverdauten Nahrungsbrei ausgeschieden hat. Das wäre auf Dauer nicht gut für den Koi.

Ich denke auch, dass der Darm eher so funktioniert wie ein gefüllter Gartenschlauch. Das was vorne in den Schlauch rein gedrückt wird kommt an Volumen hinten in etwa wieder raus.

In dem Fall wird nur dann unverdautes Material ausgeschieden, wenn Futter im Überfluss vorhanden ist. Sonst wird das Futter fast komplett verdaut und nur die Ballaststoffe wieder ausgeschieden.
 
mathias schrieb:
Für mich als Koi Anfänger und sicher auch für viele andere hier wäre das Thema sicher total interessant. Mich und viele andere würde aber auch interessieren wer hinter den nichtsagenden namenlosen Nicknamen steckt. Im i-Net kann sich ja jeder einen schönen Namen geben – ich wüsste aber schon gerne was für eine Bildung/Hintergrund dem Wissen zugrunde liegt. Eine blosse Interpretation von übersetzten er-Googelten englischen Texten bringt mir da nicht sehr viel. Da wäre eine Vorstellung des eigenen Teiches, der eigenen Fische und der eigenen Technik sowie eine Angabe des abgeschlossenen Studiums sehr hilfreich um Schaumschläger und Güllegrubenbesitzer von Profis zu unterscheiden. Ist wie immer nur meine persönliche Meinung und kein Angriff auf irgendjemand.

lg aus den Alpen,
Mathias

Hallo Mathias,

ich kenne Beide auch persönlich, und durfte ihren Ausführungen sehr aufmerksam bereits folgen. Beides in meinen Augen richtige Fachleute, und bei Mikrobe weiß ich, dass er kein google benötigt, er hat da bessere Quellen :wink: und ein unglaubliches Wissen, da er bei einer Frage nie nachdenken muss, sonder sofort antworten kann.
 
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